Die US Air Force hat am Samstag B-52-Bomber an den Persischen Golf geschickt und plant, sie für Angriffe auf Ziele in Syrien und im Irak einzusetzen. Das berichten das Pentagon und das US Central Command, das für amerikanische Militäroperationen im Nahen Osten zuständig ist. Wie viele B-52-Bomber auf dem Stützpunkt Al Udeid in Katar stationiert werden sollen, wurde nicht angegeben.
Dies ist der erste Einsatz der B-52 im Nahen Osten seit dem Golfkrieg von 1991. Damals warfen diese fliegenden Festungen vierzig Prozent der Bombentonnage ab, die auf irakische Soldaten niedergingen. Hunderttausende Soldaten wurden getötet und ganze gepanzerte Einheiten, die sich eingegraben hatten, vernichtet.
Die B-52 ist die klassische Waffe für Flächenbombardements, die in Vietnam und im Golfkrieg in großen Formationen Angriffswellen flogen und jedes Mal Tausende Tonnen Bomben auf Ziele am Boden abwarfen. Dennoch behaupten US-Kommandeure, die Ladung der jetzt eingesetzten Bomber werde aus „Smart Bombs“ (intelligenten Bomben) bestehen. Sie würden auf den Schlachtfeldern des Irak und Syriens nur chirurgische Präzisionsschläge ausführen.
Ein Sprecher des Central Command, Oberstleutnant Chris Karns, sagte der Presseagentur Reuters: „Genauigkeit ist in diesem Krieg sehr wichtig.“ Er fügte hinzu: „Flächenbombardierungen wären in diesem Krieg nicht zielführend, weil der IS nicht massiert in großen Gruppen auftritt. Oftmals
sickern sie [die IS-Kämpfer] in große Bevölkerungszentren ein. Wir versuchen immer, zivile Opfer zu minimieren.“
Entgegen diesen Beteuerungen sind seit Beginn der amerikanischen Luftschläge gegen IS-Ziele bereits tausende unschuldige Zivilisten getötet worden. Diese Luftschläge begannen im Irak im August 2014 und in Syrien einen Monat später. Die einzige „Zurückhaltung“ bei den US-Operationen besteht im Zögern der Obama-Regierung, eine Gruppe auszulöschen, die einen wichtigen Bestandteil der „Rebellen“ bildete, die den Kampf gegen das Assad-Regime in Syrien geführt hatte.
Anfangs half die Regierung in Washington, den IS aufzubauen, weil sie diese radikalen islamistischen Kämpfer für den Sturz Assads benötigte. Sie bewaffnete sie und bildete sie aus. Viele kamen direkt aus Libyen, wo sie an der von den USA unterstützten Operation gegen das Gaddafi-Regime teilgenommen hatten. Erst als der IS über die Grenze in den Irak vorstieß und sich dort ein Territorium aneignete, änderte Obama seinen Kurs. Besonders, als der IS im Juni 2014 Mossul, die zweitgrößte Stadt des Landes, überrannte und das US-Marionettenregime in Bagdad bedrohte, autorisierten die USA den Luftkrieg gegen ihn.
Presseberichte lassen vermuten, dass die B-52 als Ersatz für die Einheit von B-1-Tarnkappenbombern dienen soll. Diese Bomber haben den größten Teil der Angriffe in Syrien geflogen, bis sie im Februar zur Überholung und Modernisierung zurückgezogen wurden. Seitdem gehen die offizielle Zahlen an Bomben, die im Irak- und im Syrienkrieg abgeworfen werden, stark zurück. Sie sind momentan auf dem tiefsten Stand seit acht Monaten. Die B-1-Bomber flogen nur sieben Prozent der Angriffe gegen IS-Ziele, warfen aber laut General Charles Q. Brown, Kommandeur des Central Command der US Air Force, vierzig Prozent der Bomben ab.
Ähnlich wie die B-1 und anders als kleinere Kampfbomber haben die B-52 eine große Reichweite, die es ihnen erlaubt, ein Zielgebiet bis zu zwölf Stunden lang zu überfliegen, bevor sie zum Nachtanken auf den Stützpunkt zurückkehren müssen. Ein einziges dieser riesigen Flugzeuge wiegt mehr als neunzig Tonnen und kann eine Bombenlast von 35 Tonnen tragen.
Die Entsendung der B-52 hat zweifellos mit den Vorbereitungen der geplanten Offensive zur Rückeroberung von Mossul zu tun. Vorbereitende Säuberungsaktionen haben schon gegen mehrere Dörfer im Süden und Osten der Stadt begonnen, die vom IS gehalten werden. Einige dieser Aktionen wurden allerdings wieder eingestellt, als die irakischen Truppen erneut in Panik gerieten und davonrannten, wie es schon beim Fall von Mossul vor fast zwei Jahren geschehen war.
Es gibt offenbar Befürchtungen, dass der IS bei Beginn des tatsächlichen Angriffs auf Mossul auf unerwartete Weise reagieren könnte. Wenn die kurdischen Milizen von Norden her angreifen und die irakischen Truppen vom Süden kommen, dann könnten die eingekesselten IS-Kräfte nach Süden ausweichen und die irakischen Linien durchbrechen. Eventuell könnten sie sogar eine Offensive dem Tigris entlang in Richtung Bagdad eröffnen. Gegen eine große Menge konventioneller IS-Truppen und Panzerfahrzeuge wären B-52-Bomber besonders effektiv.
Die schweren Bomber werden auch gegen Ziele in Syrien zum Einsatz kommen. CNN berichtete
am Freitag, dass Washington in Betracht ziehe, weitere 250 Soldaten der Spezialtruppe nach Syrien zu entsenden. Das wäre Bestandteil einer größeren Maßnahme, die Operationen gegen den IS zu verstärken. Eine typische Aufgabe von Special Forces ist es, Zielinformationen für amerikanische Luftschläge zu sammeln.
Die B-52 könnten auch noch anders eingesetzt werden, wie General Brown erklärte: „Die B-52 demonstrieren unsere Entschlossenheit, weiterhin Druck [auf den IS] auszuüben und die Region gegen jeden in Zukunft denkbaren Fall zu verteidigen.“ Der letzte Satz könnte sich gut und gern auf den Iran beziehen, dessen gesamtes Staatsgebiet die in Katar stationierten B-52 leicht erreichen könnten. Ebenso in Reichweite sind der Kaukasus, die Ukraine und fast das gesamte europäische Russland. (Moskau ist etwa 3500 Kilometer von Doha entfernt, das ist nur ein Viertel der Reichweite der B-52 von über 14.000km.
Der Bericht über die B-52 erschien nur einen Tag nach einem Überraschungsbesuch von US-Außenminister John Kerry in Bagdad, wo er mit dem irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi und mit kurdischen und sunnitischen Oppositionspolitikern zusammentraf. Anlass war die Krise des Regimes in Bagdad. Kerry kam direkt von einem Treffen mit Potentaten in Bahrain am Persischen Golf.
Diese Manöver und Vorbereitungen auf einen größeren Krieg finden in den USA praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Fernsehsender ignorieren im Großen und Ganzen die Verschärfung des Konflikts im Irak. Am Sonntag war die Entsendung der B-52 in den Interviewprogrammen kein Thema, nicht einmal auf Fox, wo Präsident Obama zum ersten Mal überhaupt in seiner siebenjährigen Amtszeit zu Gast war.
Obama kritisierte den texanischen Senator Ted Cruz, einen Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, wegen seines Vorschlags, „flächendeckende Bombardierungen unschuldiger Zivilisten“ vorzunehmen. Obama nannte das einen „nicht zielführenden Weg, den Terrorismus zu besiegen“. Sein Fox-Interviewpartner Chris Wallace verzichtete auf den Hinweis, dass Obama gerade eine geheim gehaltene Anzahl von Flugzeugen in den Krieg im Irak und in Syrien geschickt hatte, die für ihren Einsatz bei Flächenbombardierungen berüchtigt sind.
Auch in den Interviews der andern Fernsehanstalten stellte niemand eine Frage zu den B-52-Bombern. Dort wurden die beiden verbliebenen Demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Senator Bernie Sanders aus Vermont und Ex-Außenministerin Hillary Clinton, ausführlich befragt.
Nur ein einziges Mal wurde der Nahe Osten erwähnt. Das war in der Sendung „State of the Union“ von CNN. Hier griff Hillary Clinton Sanders an, weil er angedeutet hatte, dass Israel bei dem verheerenden Gaza-Krieg von 2014 unverhältnismäßige Gewalt angewandt habe. Damals waren 2.100 Palästinenser getötet worden, darunter mehr als 500 Frauen und Kinder.
Sanders antwortete, er unterstütze den Staat Israel „zu hundert Prozent“ und verteidige sein Recht, sich gegen Hamas-Kämpfer zur Wehr zu setzen, wobei deren selbstgebastelte Raketen in Israel kaum irgendwelchen Schaden angerichtet hatten.
Sanders und Clinton unterstützen die Taktik der Obama-Regierung im Syrien- und Irak-Krieg. Sie stehen hinter der Ausweitung des Bombenkriegs und der Entsendung tausender US-Bodentruppen, die als „Berater“, „Ausbilder“ und „Special Forces“ getarnt werden. Sie beteiligen sich voll und ganz an der überparteilichen Verschwörung, die Kriegsvorbereitungen aus dem Wahlkampf herauszuhalten und bis nach der Wahl Stillschweigen darüber zu bewahren, selbst wenn sich diese Vorbereitungen mittlerweile gegen China und Russland richten.