Am Montag flogen die von den Saudi-Arabien geführten und von den USA unterstützten Luftstreitkräfte im gesamten Jemen weitere Luftangriffe auf die von den Houthi-Milizen kontrollierten Gebiete. Eine für mehrere Tage vorgesehene Feuerpause, die letzte Woche von den UN vermittelt worden war und am Samstag in Kraft treten sollte, zeigte keine Wirkung.
Bomben fielen auf Wohngebiete in der Hauptstadt Sanaa und töteten mindestens 21 Menschen und verwundeten Dutzende. „Drei Raketen trafen das Wohngebiet, zerstörten fünfzehn Häuser, töteten 21 Menschen und verletzten 45“, berichtete ein Bewohner dem News Service der Nachrichtenagentur Reuters.
UN-Generalsekretär Ban Ki moon sagte am Montag zu Reportern, er sei „sehr enttäuscht“ darüber, dass der Waffenstillstand über das Wochenende nicht eingehalten worden sei. Weniger als eine Stunde nachdem er offiziell in Kraft treten sollte, wurde am Samstag über saudische Luftangriffe in Sanaa und den Provinzen Hajjah und Taiz berichtet. Ständig fanden in der Umgebung der Hafenstadt Aden im Süden des Landes Zusammenstöße zwischen Houthi-Kämpfern und gegnerischen Streitkräften statt, die zahlreiche Opfer forderten.
Al-Arabiya gab am Samstag bekannt, dass die saudische Monarchie keine Aufforderung von der Exil-Regierung Präsident Abd Rabbuh Mansur Hadis erhalten habe, die verheerenden Luftangriffe einzustellen. Das Büro des UN-Generalsekretärs Ban hatte dagegen Anfang der Woche erklärt, dass Hadi „der Koalition seine Zustimmung zu der Kampfpause mitgeteilt habe, um ihre Unterstützung zu gewinnen“.
Gegenüber Reportern erklärte Brigadegeneral Ahmed al Assiri, Sprecher der saudischen Koalition, dass die Saudis sich nicht an den Waffenstillstand halten würden, weil er „keinen Mechanismus enthält, um die Feuerpause umzusetzen“.
Riad erkennt Hadi als legitimen Führer des Landes an und versucht, seine Regierung wieder an die Macht zu bringen. Hadi war aus dem dem Jemen nach Saudi-Arabien geflohen, als die Houthis im März seinen Zufluchtsort in der Hafenstadt Aden angegriffen hatten.
Die von Saudi-Arabien geführte Koalition bombardiert seit Ende März Houthi-Ziele im ganzen Jemen mit dem erklärten Ziel, die Milizen aus den von ihnen besetzten Gebieten zurückzudrängen. Unterstützt werden die Houthis dabei von militärischen Kräften, die loyal zum ehemaligen Diktator Ali Abdullah Saleh stehen. Die Houthis befinden sich seit September letzten Jahres in der Offensive. Sie drangen aus ihren Stammesgebieten im Norden in der Provinz Saada vor und kontrollieren den überwiegenden Teil der westlichen Provinzen.
Die Fortsetzung der Luftschläge trotz des vereinbarten Waffenstillstands folgt dem Modus Operandi der von Saudi-Arabien geführten Koalition. Schon Ende April war das offizielle Ende der Luftschläge verkündet und angeblich ein politischer Prozess angestoßen worden, um den Konflikt zu beenden. Aber auch damals gingen die täglichen Bombenangriffe gegen militärische und zivile Ziele im ganzen Land unvermindert weiter.
Die jüngste von den UN vermittelte sogenannte humanitäre Pause sollte die Lieferung von dringend benötigten Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten für die belagerte Bevölkerung des Landes ermöglichen.
UN-Sprecher Stephane Dujarric erklärte am Montag, dass trotzdem begrenzte humanitäre Lieferungen geleistet werden konnten. „Trotz der andauernden Luftschläge konnten unsere Kollegen und ihre Partner eine gewisse Menge lebenswichtiger Güter an die jemenitische Bevölkerung verteilen“, erklärte Dujarric.
Am meisten leiden Zivilisten unter dem Konflikt im Jemen. Sie machen mehr als die Hälfte der 3.000 getöteten und 14.000 verwundeten Menschen seit Ende März aus. Mehr als eine Million Menschen sind durch die Luftangriffe und Kämpfe verfeindeter Verbände am Boden aus ihren Häusern vertrieben worden.
Am 6. Juli trafen zwei Luftangriffe belebte Märkte. Sie richteten ein verheerendes Blutbad unter Zivilisten an. Am Nachmittag schlug eine Rakete in einem Viehmarkt in Fayoush ein, einer Vorstadt im Norden von Aden. Mindestens fünfzig Menschen wurden getötet und Dutzende verletzt. Am frühen Abend wurde ein Markt in Joub, nördlich von Sanaa, getroffen. Dabei kamen mehr als sechzig Zivilisten ums Leben.
Den UN zufolge brauchen mehr als achtzig Prozent der 25 Millionen Einwohner des Landes humanitäre Hilfe. UN-Sprecher warnen, dass ohne umfangreiche Hilfe Millionen von Menschen eine Hungersnot droht. Krankheiten, wie das Dengue-Fieber breiten sich schnell aus. Es gibt auch Warnungen vor einem erneuten Auftreten von Polio, eine Krankheit, die in dem Land als überwunden galt.
Die Kontrolle der von Saudi-Arabien geführten Koalition über den Luftraum, die durch die logistische Unterstützung der USA möglich gemacht wird, und die Blockade der Häfen des Landes haben den Import von Lebensmitteln und medizinischen Gütern stark eingeschränkt. Krankenhäuser im ganzen Land sind nur noch eingeschränkt funktionstüchtig, weil es an Medikamenten und Treibstoff für die Stromgeneratoren fehlt. Millionen haben keinen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser