Saudi-Arabien und Ägypten bereiten mit Unterstützung der USA eine Invasion im Jemen vor, um die Houthi-Miliz zurückzudrängen, die einen Großteil des Landes erobert hat, und um den bedrängten Präsidenten Abd Rabbuh Mansur Hadi wieder an die Macht zu bringen.
Wie ägyptische Regierungsvertreter gegenüber Associated Press erklärten, soll der Angriff von drei Seiten erfolgen: von Saudi-Arabien im Norden, vom Roten Meer im Westen und vom Arabischen Meer im Süden. Ägypten hat vor der Küste des Jemen fünf Truppentransporter stationiert. Wie die Regierungsvertreter erklärten, wird der Angriff beginnen, sobald die Houthi-Rebellen durch Luftangriffe ausreichend geschwächt sind.
Der geplante Angriff auf den Jemen, der den Codenamen Operation Decisive Storm trägt, sieht den Einsatz von Luftstreitkräften und Bodentruppen einer Koalition von mehrheitlich sunnitischen Staaten in Nordafrika dem Nahen Osten und Zentralasien vor. Das Ziel der Intervention ist die Niederschlagung der Houthi, die den Zaiditen (ein Zweig innerhalb des schiitischen Islam) angehören und vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt werden.
Der saudische Fernsehsender Al Arabiya erklärte am Donnerstag, dass sich, abgesehen von mindestens 150.000 saudischen Soldaten, auch Truppen aus Ägypten, Pakistan, Jordanien und dem Sudan darauf vorbereiteten, an der Bodenoffensive teilzunehmen. Saudi-Arabien hat bereits begonnen, an seiner Südgrenze zum Jemen Soldaten und schwere Artillerie zusammenzuziehen.
Die bevorstehende Intervention mit Bodentruppen von Ländern aus der ganzen Region in den Bürgerkrieg wird die ganze Region in einen offenen religiös motivierten Krieg stürzen. Truppen auf der Seite der sunnitischen saudischen Monarchie werden gegen Kräfte kämpfen, die mit dem mehrheitlich schiitischen Iran verbündet sind.
Der sudanesische Verteidigungsminister Abdel Rahim Mohammed Hussein erklärte am Montag, sein Land werde sich mit Kampfflugzeugen und Bodentruppen beteiligen, die bereits auf dem Weg in die Region seien. Die ägyptische Regierung hat vier Kriegsschiffe ins Rote Meer entsandt, die im Golf von Aden patrouillieren und die Nachschubrouten der Houthi blockieren.
Washington erklärte sofort seine Unterstützung für die Luftangriffe und die bevorstehende Invasion. Bernadette Meehan, eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, gab am Mittwoch eine Stellungnahme ab, in der sie die Houthis verurteilte und deutlich machte, dass die Obama-Regierung den von Saudi-Arabien angeführten Angriff unterstütze. Meehan erklärte, die USA bauten mit Saudi-Arabien eine „gemeinsame Planungszelle“ auf, um „die militärische und geheimdienstliche Unterstützung der USA zu koordinieren“ und die Militäroperationen im Jemen zu unterstützen.
US-Außenminister John Kerry traf sich am Donnerstag mit den Außenministern von Saudi-Arabien und den anderen Staaten des Golf-Kooperationsrates und bekräftigte die Unterstützung der Obama-Regierung für den Angriff auf die Huthi-Rebellen. Ein Vertreter des Außenministeriums sagte gegenüber Reuters, Kerry habe „die Arbeit der Koalition bei ihrem militärischen Vorgehen gegen die Houthis gelobt und auf die Unterstützung der USA für ihre Anstrengungen hingewiesen - darunter den Austausch von Geheimdienstinformationen, Hilfe bei der Auswahl von Zielen, Beratung und logistische Unterstützung für Angriffe auf Houthi-Ziele.“
Der Oberbefehlshaber des Central Command des Pentagon, General Lloyd Austin, erklärte am Donnerstag bei einer Anhörung vor dem amerikanischen Senat, das US-Militär werde sicherstellen, dass die Seefahrtsrouten durch die strategisch wichtigen Meerengen Bab al-Mandeb und die Straße von Hormus während des Konfliktes passierbar blieben. „Es ist eines unserer grundlegenden Interessen, dass Handelsschiffe ungehindert durch beide Meerengen passieren können“, erklärte er vor den versammelten Senatoren. Zwei amerikanische Kriegsschiffe, die USS Iwo Jima und die USS Fort McHenry, wurden im Roten Meer kurz vor der jemenitischen Küste stationiert.
Amerikanische Spezialkräfte mussten sich letzte Woche angesichts der Offensive der Houthi aus dem Jemen zurückziehen. Berichten zufolge haben sie Geheimdienstdaten zurückgelassen, die der Miliz in die Hände gefallen sind.
Auch die französische und britische Regierung unterstützten die Luftangriffe. Die Außenministerin der Europäischen Union Federica Mogherini gab jedoch am Donnerstag eine Stellungnahme heraus, in der sie von einem Angriff abriet. „Ich bin überzeugt, dass ein militärisches Vorgehen keine Lösung ist,“ erklärte sie. „An diesem kritischen Punkt sollten alle Akteure in der Region verantwortungsvoll und konstruktiv handeln, um schnellstmöglich die Bedingungen für die Wiederaufnahme von Verhandlungen zu schaffen.“
Der iranische Außenminister Mohammad Jawad Sarif sprach sich vor Reportern gegen die von Saudi-Arabien geführte Operation aus. „Eine Militäraktion von außerhalb des Jemen gegen seine territoriale Integrität wird nur zu mehr Blutvergießen und mehr Toten führen.“
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die Sprecherin des iranischen Außenministeriums Marzieh Afkham forderte am Donnerstag in einer Stellungnahme ein Ende der Militäroperationen. „Der Iran fordert einen sofortigen Stopp aller militärischen Aggressionen und Luftangriffe auf den Jemen und seine Bevölkerung“, erklärte sie. Sie warnte außerdem, Militäroperationen im Jemen würden die Lage noch komplizierter machen und „Versuche erschweren, die Krise mit friedlichen Mitteln zu lösen.“
Der saudische Botschafter in den USA, Adel Al Jubeir, gab bei einer Rede in der Botschaft seines Landes in Washington bekannt, dass seit Mittwochabend Flugzeuge aus Saudi-Arabien, Ägypten, Marokko, Jordanien, dem Sudan, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain Luftangriffe fliegen.
Im ganzen Jemen wurden Ziele bombardiert. Laut Vertretern des Gesundheitsministeriums in Sanaa wurden bei Luftangriffen mehr als 25 Menschen getötet und 40 verletzt. Berichten zufolge waren viele der Todesopfer Zivilisten.
Laut den Berichten wurden unter anderem die Wohngebiete der Houthi in der nördlichen Provinz Saada, der Luftwaffenstützpunkt Al Dailami, der internationale Flughafen in Sanaa und der Luftwaffenstützpunkt Al Adnan nördlich der südjemenitischen Hafenstadt Aden, ein ehemaliger Stützpunkt für amerikanische und europäische Spezialkräfte angegriffen. Auch Truppen, die auf der Seite des ehemaligen langjährigen Diktators Ali Abdullah Saleh stehen, wurden aus der Luft angegriffen.
Saleh, der aufgrund von Massenprotesten in 2011 und 2012 zurücktreten musste, hat sich mit seinen noch loyalen Truppen auf die Seite der Houthi geschlagen, um Hadi zu stürzen und die Macht zurückzuerobern. Einige Fraktionen der Houthi-Rebellen fordern die Wahl von Salehs Sohn Ahmed Ali Abdullah Saleh zum nächsten Präsidenten des Jemen.
Hadi wurde im Januar von den Houthi gezwungen, seinen Rücktritt zu erklären, und unter Hausarrest gestellt. Zuvor hatten die Milizen Sanaa einen Monat lang besetzt. Hadi konnte im Februar aus seiner Gefangenschaft in die südjemenitische Hafenstadt Aden fliehen und dort Unterstützung für einen Angriff auf die Houthi sammeln. Am Donnerstag meldeten Vertreter Saudi-Arabiens, dass Hadi aus dem Jemen geflohen sei und sich in der saudischen Hauptstadt Riad aufhalte.