Das Nationale Museum des 11. September in New York öffnete am 21. Mai für die Öffentlichkeit. Vor circa zweieinhalb Jahren war bereits das Denkmal des 11. September eingeweiht worden.. Beide befinden sich auf dem Gelände des eingestürzten World Trade Center im südlichen Teil Manhattans. Der Bau des Museums dauerte neun Jahre und kostete 700 Millionen US-Dollar. Es wird berichtet, dass sich die jährlich veranschlagten Betriebskosten auf 60 Millionen belaufen. Es ist die teuerste derartige Einrichtung in den Vereinigten Staaten.
Das Museum, welches gänzlich unter der Erde liegt, befindet sich innerhalb der Grundfläche der Zwillingstürme, der zwei 110 stöckigen Bürogebäude im südlichen Teil Manhattans, die am 11. September 2001 zusammenbrachen, nachdem sie von zwei entführten Passagierflugzeugen getroffen worden waren. Die daraus resultierenden Todesfälle, zusammen mit denen, die durch den Aufprall eines anderen entführten Flugzeugs verursacht wurden, welches ins Pentagon Gebäude, dem Sitz des US-Verteidigungsministeriums im Norden Virginias, gelenkt wurde und vier entführte Flugzeuge die in ein Feld im Westen Pennsylvanias abstürzte, belaufen sich auf ungefähr 3.000.
Die aufeinander abgestimmten Terroranschläge waren von Mitgliedern der Al Quaida geplant und ausgeübt worden. Diese Organisation hat ihre Wurzeln in einem von den USA unterstützten Aufstand gegen die von der Sowjetunion gestützte Regierung Afghanistans in den 1980er Jahren.
Gemäß der offiziellen Website des Museums diene das Nationale Museum zur Erinnerung an den 11. September „als wichtigste Institution des Landes für die Prüfung der Auswirkungen der Ereignisse von 9/11, [es]dokumentiert die Auswirkungen dieser Ereignisse und die Erkundung der anhalt[enden] Bedeutung des 11. September, 2001.“Weiter heißt es in dem Text zur Aufgabe des Museums: "Durch das Aufzeigen der Auswirkungen des Terrorismus auf das Leben einzelner Menschen und auf lokale, nationale und internationale Gemeinschaften bezeugt das Museum den Triumph der Menschenwürde über menschliche Verdorbenheit und bekräftigt eine unerschütterliche Verpflichtung für den Grundwert des menschlichen Lebens".
Ein Besuch des Museums verrät, dass sein Schwerpunkt beschränkt ist auf die Angriffe selbst und ihre Auswirkungen auf die Überlebenden, deren Familien und Freunde und auf die weitere Gemeinschaft hatte. Es versucht, den Besucher mit einer Flut von materiellen Überresten der zerstörten Gebäude zu überwältigen. Dazu gehören an Ort und Stelle verbliebene Strukturelemente, große Mengen von Trümmern, samt zerstörter Rettungsausrüstungen und persönlicher Gegenstände der Opfer, die aus den Trümmern geborgen wurden, sowie einer Fülle von Fotos, Videos und Tonaufnahmen. Eine mit Fotos der Opfer überhäufte Wand, sowie aufgezeichnete Telefongespräche und Videoschleifen vermitteln die Tragödie so vieler Leben. Die Wirkung ist betäubend.
Das erlebte Grauen der Beteiligten ist nicht zu leugnen. Jedoch hat die durch das Museum erzeugte Reizüberflutung die Tendenz, ohne Zweifel mit Absicht, die emotionale Bedeutung der Tragödie und dessen scheinbare Irrationalität hervorzuheben. Der breitere historische Zusammenhang wird jedoch verdrängt. Es ist in der Tat ein gezielter Versuch zu überwältigen und zu verwirren, statt zu bilden.
Die Präsentation des Museums widmet nur einen kleinstmöglichen Teil der Vergangenheit von Al Quaida. Ein kurzes Video "Der Aufstieg Al Quaidas“, das ganz am Ende der Ausstellung platziert ist, erklärt, dass die USA nur die "gemäßigte“ Opposition gegen die von der Sowjetunion gestützte afghanische Regierung unterstützt hätten nicht jedoch die "Extremisten" (eine Geschichte die heute in Bezug auf Syrien wiederholt wird).
Die Tatsache, dass Osama bin Laden Hand in Hand mit der CIA arbeitete und dass Al Quaida eigentlich eine Kreation der USA war und eine Stellvertreterfunktion im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion erfüllte, wird völlig ignoriert. Das geht so weit, dass das Video die Motivation der Al Quaida auf einmal als Unterstützung der USA für Israel darstellt. Die Unterstützung brutaler Diktaturen im gesamten Nahen Osten durch den amerikanischen Imperialismus wird nicht erwähnt. Eine Reihe von Religionsführern haben kritisiert, das Video zeige auch ein verzerrtes Bild des Islam.
Die Kommission des 11. Septembers, die trotz enormer Einschränkungen zahlreiche Ungereimtheiten und Widersprüche in dem Bericht der Bush Regierungen über die Terroranschläge untersucht hat, wird kaum erwähnt (siehe Was die Anhörungen über den 11. September ans Licht brachten Teil 1, Teil 2 , Teil 3 , Teil 4). Die geringe Menge an Texten, die der Diskussion über die Organisation und Vorbereitung der Anschläge gewidmet ist, stellt fest, dass die meisten der Entführer den US Behörden unbekannt gewesen seien, eine Behauptung, die von der Aussage der Kommission des 11. Septembers widerlegt wurde.
In einer Kopie des durch die CIA für den Präsidenten vorbereiteten Informationsvermerks vom 6. August 2001 heißt es: "Bin Laden entschlossen innerhalb der USA anzugreifen." Erwähnt werden darin Ziele in Washington und New York City sowie die Gefahren einer Entführung von Passagierflugzeugen. Das Dokument wird zwar ausgestellt, aber ohne jegliche Diskussion, was darin beinhaltet ist oder warum die Bush Regierung sich entschied, es zu ignorieren.
Die wahrscheinlich groteskeste Erklärung der Ursache der Angriffe vom 11. September, die im Museum präsentiert wird, bietet ein anderes Video mit verschieden "Experten", welche die Auswirkungen der Angriffe erklären. Der damalige Bürgermeister von New York Rudolph Giuliani schrieb die Motivation der Entführer dem "Neid" auf den amerikanischen "Erfolg" zu. Die Arroganz und Überheblichkeit der herrschenden Klasse der USA könnten nicht eindeutiger konstatiert werden.
Präsident Obamas Rede anlässlich der Einweihung des Museums war bewusst allein auf die Darstellung der Tragödie des 11. September beschränkt. Jeder Bezug auf die damit verbundenen größeren Fragen fehlte.
Wenn man keine Kenntnis über den weiteren Zusammenhang hat, würde man allein auf der Basis der Präsentation des Museums, mit dem Eindruck zurückbleiben, dass die Angriffe des 11. Septembers nur das Ergebnis einer irrationalen "Verdorbenheit" seien, wie es der Leittext formuliert – ein Ausdruck des " Bösen an sich". Es gibt keine Abstufungen. Es wird nicht einmal die Möglichkeit unterschiedlicher Interpretationen angedacht. Dieses Narrativ beinhaltet eine bestimmte politische Absicht. Wenn es keine andere Ursache außer sinnlosen Hass und "Neid" gibt, wenn irrationaler "Terrorismus" der gemeinsame Feind ist, dann bleibt nur die einfache Weltanschauung "wir gegen sie" übrig. Diese begrenzte und voreingenommene Wiedergabe des 11. September ist auf die Bestrebungen der amerikanischen herrschenden Klasse zugeschnitten: Es soll erleichtern, die Angriffe zu nutzen, um einen chauvinistischen Nationalismus zu entfachen, mit dem ihre immensen Verbrechen im Aus- und Inland vertuscht werden.
Darüber hinaus versuchen das Museum und die Gedenkstätte von der Tatsache abzulenken, dass die Anschläge vom 11. September einen außerordentlichen "Schlag zurück" im doppelten Sinne bedeuten. Die Anschläge waren ein politisch reaktionäre Antwort auf die vom amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten verübten Verbrechen. Die Unterstützung von blutbefleckten Monarchien und Diktaturen, die Hinschlachtung von Hunderttausenden in Kriegen, die Aufrechterhaltung der israelischen Unterdrückung und Enteignung der Palästinenser. Dies alles dient dazu, die Profitinteressen der Amerikanischen Unternehmen und die strategische Vorherrschaft der USA über riesige Ölvorkommen der Region zu verteidigen. Die Organisation welche die Gräueltaten des 11. Septembers ausübte, Al Quaida war ein unmittelbares Erzeugnis des amerikanischen Imperialismus und wurde von den US Geheimdiensten überwacht als sie New York und Washington im Visier hatten.
Eine ehrlicher Versuch den 11. September zu verstehen würde nicht nur eine vollständige Durchsicht aller Ereignisse und der historischen Prozesse, die den Anschlägen vorangingen, beinhalten, sondern auch eine komplette Überprüfung ihrer Folgen: Dazu gehören der endlose "Krieg gegen den Terrorismus", die gewaltsame Besetzung Afghanistans und des Irak, die militärischen Interventionen in Libyen und Syrien und die Errichtung des gewaltigen polizeistaatlichen Überwachungsapparats eines, um die Bevölkerung der gesamten Welt auszuspionieren. Es wäre illusorisch dies von Institutionen die von der Wall Street und der US Regierung finanziert werden zu erwarten.
Stattdessen wird uns ein grober Versuch vorlegt, diese wirkliche Tragödie auszuschlachten, deren Opfer überwiegend gewöhnliche Menschen der Arbeiterklasse waren, um eine politische Agenda zu fördern, die darauf ausgerichtet ist, die Arbeiterklasse und unterdrückte Menschen auf der ganzen Welt zu dominieren. Es ist durchaus eine notwendige und angemessene Aufgabe, der durch die Anschläge verursachten Toten und Verletzten zu gedenken. Aber dieser zynische Missbrauch der Erinnerungen ist es nicht.
Das Bestreben, die Gedenkstätte und das Museum fertigzustellen, hatte auch mehr unmittelbare, finanzielle Motive: Es ging darum, einen Ersatz für die Gewerbeflächen und die Einkommensquellen zu schaffen, die Profite bringen. Im südlichen Teil Manhattans sind freie Grundstücke, auf denen neue Gebäude errichtet werden können sehr begehrt, aber extrem selten. Die Einebnung der Immobilie des World Trade Center bot eine willkommene Gelegenheit für die wohlhabenden Immobilien- und Bankeninteressen, welche die Stadt beherrschen, zu unverhofften Gewinnen. Die Sponsoren des Museums bilden ein wahres "Who´s who" der Finanz- und Wirtschaftselite der Stadt. Ein weiteres Video des Museums, das die "Wiedergeburt" des unter dem Namen Ground Zero bekannten Geländes präsentiert, ignoriert diesen zentralen Aspekt des Wiederaufbauprozesses vollkommen.
Der Eröffnung des Museums ging eine Gala-Party für geladene Gäste voran. Diese High-Society-Veranstaltung für 60 der wohlhabendsten Spender des Museums wurde von Condé Nast, einem großen internationalen Herausgeber von Zeitschriften mit Sitz in New York, und dem Milliardär und ehemaligen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg veranstaltet. Die Teilnehmer wurden mit Cocktails, Krabbenkuchen und Garnelen Vorspeisen überhäuft. Die New York Daily News beschrieb es als "festliche" und "alkoholreiche Party" mit Essen, Trinken und Gelächter.
Der Klassenunterschied der an dem Denkmal und Museums des 11. Septembers sichtbar wird, findet eingeschränkten Ausdruck in den Einwänden, die viele Familien der Überlebenden erhoben gegen die Behandlung der nicht identifizierten menschlichen Überreste und an der krassen Kommerzialisierung beim Eintrittspreis des Museum von 24 Dollar sowie dem geschmacklosen Souvenirladen. Letzterer wird vermutlich als notwendig erachtet, um die erwarteten jährlichen Betriebskosten von 60 Millionen zu decken.
Viele Familien haben sich empört über die Unterbringung der großen Anzahl von noch nicht identifizierter menschlicher Überreste, die aus den Trümmern der eingestürzten Türme geborgen wurden, in einer Art unterirdische Gruft, die nur durch das Museum zugänglich ist (wenn auch nicht für die breite Öffentlichkeit) statt sie respektvoll beizusetzen. Die Überreste von 1.115 der insgesamt 2.749 Opfer des World Trade Center wurden nicht einzeln identifiziert.
Der Souvenirladen des Museums ist mit geschmacklosem und provokantem Plunder gefüllt (einschließlich einer viel geschmähten Käseplatte, die nun zurückgezogen wurde), weil die Familien der Opfer und andere, sie für völlig unangebracht halten an einem Ort, der angeblich dem Gedenken der Toten gewidmet sein soll.
Alles in allem ist das Museum des 11. Septembers eine Kombination plumper Geschichtsverfälschung und Propaganda, kombiniert mit grobem Kommerz.