Am Freitag letzter Woche wurden von französischen sogenannten Friedenstruppen (Peacekeepers) in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), zwei Menschen getötet und etliche weitere verletzt. Dazu kam es, als die Kämpfe zwischen verschiedenen Religionsgruppen heftiger wurden, die durch die Intervention der USA und Frankreichs geschürt worden waren.
Am Freitag demonstrierten Tausende Menschen und forderten den Rücktritt der Interimspräsidentin Catherine Samba-Panza und den Rückzug der Friedenstruppen der Afrikanischen Union, die unter amerikanischer und französischer Führung in der ZAR operieren. Die Demonstranten zündeten Autoreifen an und errichteten in den Hauptstraßen Banguis Barrikaden. Sie klagten die Interventionstruppen an, weil sie die über ein Jahr andauernden Kämpfe zwischen den Religionsgruppen nicht beendet haben.
Die Friedensmission der Afrikanischen Union (MISCA) beschuldigte die Demonstranten, sie hätten auf die Truppen geschossen. Der Sprecher der MISCA, Francis Che, sagte: „Einige Demonstranten waren bewaffnet und griffen den Stützpunkt der Burundier an. Die Burundier eröffneten daraufhin das Feuer und zwei Menschen wurden getötet und zwei der Angreifer verwundet.
Die Demonstranten bestritten jedoch diese Behauptungen und sagten, sie seien unbewaffnet gewesen. Sie seien gekommen, um mit der UN-Mission in Bangui zu reden. Sie versammelten sich am Freitagmorgen vor dem Hauptquartier, das sich in der Nähe des burundischen Stützpunkts befindet. Sie forderten den Rückzug der burundischen Truppen, die sie beschuldigen, Muslime zu bevorzugen.
Erik Sako, ein Geschäftsmann, sagte auf Reuters TV: „Wir versammelten uns heute Morgen mit Frauen und Kindern ohne Waffen und die Burundier haben fünf Menschen getötet … Wir waren im Büro der UN, um bestimmte Dinge zu klären und dann eröffneten sie das Feuer auf uns.“
Der Erschießung von Demonstranten waren heftige gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen vorangegangen, die in der letzten Woche in Bangui zum Tod von mehr als einem Dutzend Personen führten. Am Mittwoch griffen aufständische Muslime der Seleka-Milizen die Kirche Notre Dame of Fatima in Bangui an, in die sich mehr als 6000 Menschen geflüchtet hatten. Dabei töteten sie mindestens elf Menschen mit Granaten und Maschinegewehrfeuer, darunter den Priester, und entführten andere. Dutzende wurden verletzt.
Kati Harrison von der britischen Hilfsorganisation Tearfund, die die Kirche nach dem Angriff besucht hatte, sagte: „Es gab schreckliche Schießereien und etliche Menschen starben … Wir warten noch darauf, etwas über die Menschen zu erfahren, die wir betreuen. Wir wissen nicht, was ihnen passiert ist.“
Nach dem Angriff auf die Kirche kam es Anfang letzter Woche zu Gewalttätigkeiten, bei denen drei muslimische Jugendliche brutal ermordet wurden. Der Tat verdächtigt wurden die christlichen Anti-Balaka-Milizen, die auf dem Weg zu einem Fußballspiel waren, das helfen sollte, die Volksgruppen zu versöhnen.
Die Anti-Balaka-Milizen griffen nach dem Angriff auf die Kirche eine Moschee im Stadtteil Lakouanga von Bangui an. Ein Sprecher der muslimischen Gemeinde, Ousmane Abakar, teilte AP mit: Seit sechs Monaten sind wir diesen Gewalttätigkeiten ausgesetzt und unsere Moscheen werden zerstört.“
Samba-Panza, die im Januar mit Hilfe Frankreichs und der USA die Macht übernommen hatte, um die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen zu befrieden, klagte die bewaffneten Gruppen an, die Regierung zu destabilisieren. Sie sagte: „Der Hass zwischen den Volksgruppen wird von Feinden des Friedens schamlos ausgenutzt, die eine andere Übergangsregierung an die Macht bringen wollen. Sie scheuen keine Anstrengung, die Maßnahmen der vorläufig eingesetzten Behörden zur Versöhnung von Christen und Muslimen zu untergraben.“
Die wirkliche Verantwortung für die eskalierende Gewalt in der ZAR liegt jedoch nicht bei der Opposition gegen die Intervention von Franzosen und Amerikanern, sondern bei der Intervention selbst. Mit Unterstützung der Vereinigten Staaten hat Frankreich die muslimischen Seleka unterstützt, weil es den Präsidenten François Bozizé stürzen, das Land kontrollieren und Chinas wachsenden Einfluss unter anderem in der dortigen Ölindustrie ausschalten wollte.
Mit der Behauptung, sie wolle die humanitäre Krise in der ZAR beenden, hat die französische Regierung von François Hollande (Sozialistische Partei, SP) im Dezember letzten Jahre die Intervention begonnen. Sie schickte 2000 Mann starke Truppen, die von 6000 afrikanischen unterstützt wurden. Der Versuch, eine muslimische Miliz zu benutzen, um die frühere französische Kolonie zu regieren, in der unterschiedliche religiöse Volksgruppen leben und in deren Hauptstadt Bangui mehrheitlich Christen leben, führte rasch zu einer Explosion der Auseinandersetzungen zwischen den religiösen Volksgruppen.
Die imperialistischen Mächte entschieden mitten in den sich verschärfenden Gewalttätigkeiten, das Staatsoberhaupt, den Präsidenten Michel Djotodia abzusetzen, den die Seleka-Miliz an die Macht gebracht hatten und ihn durch das sogenannte „Übergangsregime“ von Samba-Panza zu ersetzen.
Unter dem zynischen Deckmantel, es handle sich um eine humanitäre Mission, hat Paris bereits die Kriege in der Elfenbeinküste und in Mali begonnen, um den afrikanischen Kontinent zu rekolonialisieren. Zuvor hatte es 2011 mit den USA zusammen den Angriff auf Libyen organisiert. Auch Washington erweitert seine militärische Präsenz überall im Norden und Westen Afrikas, indem es Spezialtruppen in die Länder schickt, um das dortige Militär auszubilden.
Die Zentralafrikanische Republik befindet sich genau im Zentrum etlicher verschärfter imperialistischer Interventionen, von Bürgerkriegen und ethno-religiösen Konflikten, angfangen von Libyen, Niger und Mali über Nigeria, die ZAR bis in den Süd Sudan. Die Vereinigten Staaten, Frankreich und Großbritannien arbeiten bei der Intervention im ölreichen Nigeria gegen die militanten Islamisten von Boko Haram militärisch eng zusammen.
Das Ergebnis dieser Interventionen war für die Bevölkerung der ZAR katastrophal. Seit dem von Paris unterstützen Staatsstreich gab es Menschenrechtsverletzungen und gewaltsame Zusammenstöße, durch die 2,2 Millionen der 4,5 Millionen Einwohner des Landes in eine Lage geraten sind, in der sie humanitäre Hilfe benötigen.
UNHCR zufolge sind “schätzungsweise über 400.000 Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Anfang 2012 waren es erst 94.000 gewesen. Etwa 65.000 Personen sind in die Demokratische Republik Kongo (DRK), in den Tschad oder nach Kamerun geflohen, was insgesamt 220.000 Flüchtlinge aus Zentralafrika ausmacht.“