ARD-Bericht: Opposition für Todesschüsse in Kiew verantwortlich

Sieben Wochen nach dem rechten Putsch in der Ukraine verdichten sich die Hinweise, dass die vom Westen unterstützte damalige Opposition für die Todesschüsse auf dem Maidan verantwortlich ist. Das legt ein Bericht des Fernsehmagazins Monitor nahe, der am Donnerstag in der ARD ausgestrahlt wurde und online zugänglich ist.

„Nach Recherchen... erscheint es unwahrscheinlich, dass die tödlichen Schüsse auf Demonstranten ausschließlich von Seiten des alten Regimes ausgingen“, heißt es in einer Pressemitteilung, die bereits vor der Ausstrahlung veröffentlicht wurde. Im Beitrag wirft Monitor die Frage auf: „Haben also radikale Oppositionelle am Ende selbst geschossen, um Chaos zu erzeugen, um Janukowitsch die Schuld anzuhängen?“ Die präsentierten Videos, Interviews und Tonabschnitte deuten genau darauf hin!

Monitor liegt ein Mitschnitt des Funkverkehrs von vermeintlichen Scharfschützen des Janukowitsch-Regimes vor, die am 20. Februar auf verschiedenen Dächern im Zentrum von Kiew positioniert waren. Das Gespräch wurde von einem ukrainischen Radioamateur aufgezeichnet. Es ist zu hören, wie ein Scharfschütze seine Kollegen fragt: „Hey Leute, ihr da drüben, rechts vom Hotel Ukrajina. Wer hat da geschossen? Unsere Leute schießen nicht auf Unbewaffnete.“ Dann ruft er: „Jungs, da sitzt ein Spotter, der zielt auf mich. Auf wen zielt er von der Ecke? Guckt mal.“ Kurze Zeit später sagt ein anderer: „Den hat jemand erschossen. Aber nicht wir. Gibt es da noch mehr Scharfschützen? Und wer sind die?“

Auf anderen Videos ist zu erkennen, wie Aktivisten, die am 20. Februar auf der Institutska-Straße vorrückten, nicht nur von vorne, also aus Richtung der Regierungsgebäude, sondern auch von hinten, beschossen wurden. Der Augenzeuge Mikola, der selbst auf mehreren Videos zu sehen ist, bestätigt: „Ja, am 20. [Februar] wurden wir von hinten beschossen, vom Hotel Ukrajina, vom achten oder neunten Stock aus. Da standen Leute oben und haben auf uns geschossen und aus der anderen Richtung wurden wir auch beschossen.“ Auf die Frage, wer aus dem Hotel Ukrajina geschossen hat, antwortet er: „Das weiß ich nicht. Das waren Söldner, also auf jeden Fall Profis.“

Das Hotel Ukrajina befand sich am Tag der Todesschüsse fest in der Hand der Opposition und wurde von dieser schwer bewacht. Zahlreiche Augenzeugen, Journalisten und Oppositionelle hätten dies gegenüber Monitor bestätigt. Am Morgen des 20. Februar habe die Opposition sogar Einlasskontrollen eingeführt. Ins Hotel sei nur noch gekommen, wer einen Zimmerschlüssel hatte oder sich ausweisen konnte. Die Monitor-Reporter kommen zu dem Schluss: „Es hätte sich also nur schwerlich ein Scharfschütze einschleichen können.“

Außerdem werten die Reporter Bilder aus dem russischen Fernsehen aus, auf denen zu sehen sein soll, wie bewaffnete Oppositionelle auf Demonstranten feuern. „Wer da genau auf wen schießt“ lasse sich „nicht endgültig klären“. Es habe sich allerdings bestätigt, dass „diese Aufnahmen tatsächlich im Hotel Ukrajina gemacht wurden“. Fest stehe auch, dass „nicht nur auf Oppositionelle, sondern auch auf die Milizen der Regierung geschossen wurde. Und das vielleicht sogar von denselben Leuten.“

Ein Arzt, der die Verwundeten beider Seiten versorgt hat, bestätigt das in einem Interview: „Die Verwundeten, die wir behandelt haben, hatten den selben Typ Schussverletzungen. Ich spreche jetzt von dem Typ Kugeln, die wir aus den Körpern herausoperiert haben. Sie waren identisch. Mehr kann ich nicht sagen.”

Der brisante Bericht entspricht dem Inhalt eines abgehörten Telefonatsabgehörten Telefonats zwischen dem estnischen Außenminister Urmas Paet und der Außenbeauftragten der EU Catherine Ashton Anfang März. Paet hatte sich ebenfalls auf die Informationen von Ärzten berufen und erklärt, dass „dieselben Scharfschützen, die Menschen auf beiden Seiten erschossen“. Er warnte davor, dass sich „die Erkenntnis, dass nicht Janukowitsch, sondern Mitglieder der neuen Koalition hinter den Scharfschützen stehen, immer mehr durchsetzt.”

Seitdem hatten die Übergangsregierung in Kiew und ihre westlichen Unterstützer verzweifelt versucht, den wirklichen Ablauf der Ereignisse zu verschleiern. Erst letzte Woche hat der ukrainische Generalstaatsanwalt, Oleg Machnizki, von der faschistischen Swoboda, zwölf Mitglieder der mittlerweile aufgelösten Spezialeinheit „Berkut“ festgenommen und als Hauptschuldige für die Todesschüsse präsentiert.

Nun zitiert Monitor ein hochrangiges Mitglied des Ermittlungsausschusses selbst, der die Version der Generalstaatsanwaltschaft in Zweifel zieht. „Meine Untersuchungsergebnisse stimmen nicht mit dem überein, was die Staatsanwaltschaft in der Pressekonferenz erklärt hat“, sagt der Ermittler, der anonym bleiben will, in einem Gespräch.

Ein Anwalt der Opfer legt nahe, dass die gesamte Untersuchung ein abgekartetes Spiel der Überangsregierung ist, um ihre eigenen Verbrechen zu vertuschen: „Wir kommen alle an keine Ermittlungsprotokolle ran,“ beklagt er sich. „Und wenn sie mich fragen, gibt es dafür einen einfachen Grund: es wird nicht richtig ermittelt. Ich als Anwalt der Verletzten sage Ihnen, die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht richtig. Die decken ihre Leute, die sind parteiisch, so wie früher.“

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