Indien:

Verhaftete Maruti Suzuki-Arbeiter wurden gefoltert

Der Bericht einer bekannten indischen NGO enthüllt, dass etwa 150 Maruti Suzuki India (MSI)-Arbeiter, die von der Regierung der Kongresspartei im indischen Staat Haryana im Auftrag des Autokonzerns verhaftet wurden, von der Polizei brutal gefoltert wurden.

Die Arbeiter, die im MSI-Werk in Manesar im nordindischen Staat Haryana beschäftigt waren, wurden Mitte Juli aufgrund von Listen des Unternehmens verhaftet; seither sind sie in Haft. Manesar befindet sich in der großen Industrieregion Gurgaon, in der sich zahlreiche Industriezweige angesiedelt haben, die Hauptstadt Neu-Delhi liegt in der Nähe.

Alle diese Arbeiter sind entweder Mitglieder oder Verbündete der Maruti Suzuki Workers Union (MSWU). Die MSWU war gegründet worden, nachdem sich die Arbeiter in einem erbitterten Kampf von einer „gelben Gewerkschaft“ befreit hatten, die vom Unternehmen finanziert wurde. Die gesamte MSWU-Führung wurde verhaftet. Die Verhaftungen erfolgten in mehreren Polizeirazzien ab dem 18. Juli, nachdem ein Arbeitsdirektor namens Awanish Dev am 16. Juli in dem Werk getötet worden war. Die Tat geschah, nachdem das Management in dem Werk einen Streit zwischen Arbeitern, vom Unternehmen angeheuerten Schlägern und Managern provoziert hatte.

Die systematische Folter und Erniedrigung der Arbeiter wurde von der People’s Union for Democratic Rights (PUDR) in einem Bericht enthüllt, der am 27. September veröffentlicht wurde. Laut dem Bericht wurden die verhafteten Arbeiter, sowohl für ihre militante Gewerkschaftsarbeit, als auch wegen des Todes des Managers von der Polizei schrecklicher Folter unterzogen.

In dem Bericht heißt es: „Die Arbeiter haben in medizinisch-rechtlichen Berichten (MLRs) bestätigt, dass sie ausgezogen und geschlagen wurden. Sie wurden in den Leisten verletzt, als ihnen die Beine an beiden Seiten ‚übermäßig‘ und über längere Zeitabstände auseinandergezogen wurden. Einige wurden für längere Zeit in schmutziges Wasser untergetaucht, anderen Walzen über die Schienenbeine gezogen.“

Weiter hieß es: „Zwei der zwölf angeklagten Gewerkschaftsführer, die im Gericht von Gurgaoin anwesend waren, hinkten aufgrund von Verletzungen, die sie während der polizeilichen Vernehmung erlitten.“

Außerdem hieß es: „Arbeiter, die gefoltert wurden, und viele der Verhafteten mussten auf leeren Papierblättern unterschreiben.“ Damit versucht die Polizei eindeutig, falsche Geständnisse vorzubereiten, um den Arbeitern den Mord anzuhängen. Viele der Arbeiter, die derzeit im Gefängnis sitzen, waren an dem Tag, an dem der Manager ermordet wurde, nicht einmal anwesend.

Anklageschriften mit insgesamt 3000 Seiten wurden gegen 145 Arbeiter eingereicht, wegen Mord, versuchtem Mord und Zerstörung von Privateigentum. Außerdem hat das Unternehmen seine Belegschaft seither gesäubert, indem es über 500 Arbeiter und zahlreiche Leiharbeiter entlassen hat.

Die Misshandlung von MSI-Arbeitern geschah auf direkte Initiative der Staatsregierung, die von der Kongresspartei gestellt wird. Zusammen mit dem MSI-Management arbeitet die Regierung daran, den militanten Kampf der Arbeiter in diesem Werk gegen brutale Arbeitsbedingungen, niedrigen Lohn und andauernde Misshandlungen durch das Management in den letzten zwei Jahren zu unterdrücken.

Seit Juli hat die Staatsregierung tausende von Polizisten eingesetzt, um das MSI-Werk und zwei andere Werke des japanischen Riesenunternehmens Suzuki zu „schützen.“ Dutzende von bewaffneten Polizisten sind jetzt auf dem Gelände des MSI-Werkes anwesend.

Die WSWS konnte die Foltern bestätigen, die in dem Bericht des Anwaltes der Arbeiter, Rajendra Pathak beschrieben wurden. In einem Telefoninterview sagte Pathak der WSWS, dass die PUDR vor einiger Zeit an ihn herantrat, als sie Material für den Bericht sammelte. Der Anwalt sagte auch, dass einige Mitglieder des MSI-Managements anwesend waren, als die Polizei die Arbeiter nackt auszog und verprügelte. Laut Pathak verzögerte die Polizei vorsätzlich die Untersuchung der verhafteten Arbeiter durch Ärzte, um die Beweise für die Folterungen zu verbergen.

Pathak deutete auch an, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Arbeiter für den Tod des Managers verantwortlich sind. Er deutete sogar an, dass dieser Arbeitsdirektor Verständnis für das Leid der Arbeiter hatte und die Arbeiter deshalb sogar freundlich zu ihm waren.

Der Anwalt, der zu einem fünfköpfigen Team gehört, teilte der WSWS außerdem mit, dass es beim MSI-Management eine Standardpraxis ist, angeheuerte Schläger während des täglichen Betriebs in Arbeitskleidung unter die Arbeiter zu mischen. Es ist bekannt, dass mehrere dieser Schläger während des Streits am 16. Juli anwesend waren, als Awanish Dev ermordet wurde.

Laut dem Bericht des PUDR zeigte eine medizinische Untersuchung der gefolterten Arbeiter vom 21. September, „dass die Arbeiter noch immer an den Auswirkungen und Schmerztraumata der körperlichen Folter leiden, die sie in Polizeigewahrsam über eineinhalb Monate lang erlitten haben.“ Obwohl der Verteidiger „schon viel früher eine angemessene medizinische Untersuchung forderte und sie vom Gericht genehmigt wurde... verursachte die Polizei auch danach noch lange und vorsätzliche Verzögerungen, wodurch Spuren und Beweise der Folter verringert wurden.“

Das Vorgehen der Polizei bei den Verhaftungen zeigt klar, dass sie das Ziel hatte, gegen militante Arbeiter vorzugehen. Wie es im Bericht der PUDR heißt, waren viele der Verhafteten am fraglichen Tag gar nicht anwesend. „Die ersten 93 Verhaftungen fanden am 18. und 19. Juli willkürlich statt. Es wurden unter anderem Arbeiter verhaftet, die nicht einmal auf dem Gelände anwesend waren.“ Ferner heißt es: „Eine große Anzahl der 145 Verhaftungen in dem Fall haben nichts mit den Verbrechen in der Anklageschrift zu tun.“

Die Polizei führte ihre Verhaftungen auf Grundlage einer Liste durch, die von der Unternehmensleitung geliefert wurde. Die Polizei teilte den Familien der Verhafteten unverfroren mit, das sei die Grundlage der Verhaftungen gewesen.

Die Polizei hat außerdem Familienmitglieder von Arbeitern belästigt, unrechtmäßig festgehalten und eingeschüchtert, um die Gewerkschaftsmitglieder zur „Aufgabe“ zu zwingen. Der Bericht nennt ein Beispiel, in dem „der Vater, Bruder und Schwager eines Funktionärs der MSWU“ zur Vernehmung gebracht und tagelang rechtswidrig in Gurgaon in Gewahrsam gehalten wurden. Viele andere Verwandte der MSWU-Führung wurden ebenfalls länger als 24 Stunden unrechtmäßig festgehalten. In einem anderen Fall konnten Dorfbewohner verhindern, dass die Polizei die Frau eines Arbeiters und ihre beiden Kinder mitnahmen.

Als Bestätigung der Informationen, die der Anwalt Pathak lieferte, bezieht sich der Bericht der PUDR auch auf den Einsatz angeheuerter Schläger durch das MSI-Management, die am 16. Juli auf Arbeiter losgingen: „Viele [dieser Schläger] trugen die Arbeitskleidung von Maruti ohne Anstecker. Eine komplette Liste der Beteiligten besteht daher noch nicht.“

Die Folterung von MSI-Arbeitern ist der Höhepunkt der schrittweisen Kriminalisierung ihres Kampfes durch die Kongresspartei in Haryana in den letzten zwei Jahren. Die Industrieregion Gurgaon beherbergt zahlreiche Industrieanlagen von riesigen transnationalen Konzernen. Diese Riesenkonzerne machen ihre Gewinne durch die brutale Ausbeutung ihrer Belegschaften. Um Indien für das ausländische Kapital attraktiv zu machen, sind sowohl die Regierung von Haryana als auch die Zentralregierung in Delhi entschlossen, die Belegschaft von MSI zu unterdrücken, damit ihre Aktionen nicht zum Katalysator weiterer Arbeitskämpfe werden.

Die massive Hetzkampagne, die die Regierung von Haryana in enger Zusammenarbeit mit dem MSI-Management führte, wird erleichtert durch die verkommene Rolle der stalinistischen Gewerkschaften, die in dieser Industrieregion aktiv sind. Dazu gehört der All India Trade Union Congress (AITUC), der mit der Kommunistischen Partei Indiens (KPI) verbunden ist, und das Centre for Indian Trade Unions (CITU), das mit der Kommunistischen Partei, Marxisten (MKP) verbunden ist.

Während der militanten Kämpfe der MSI-Arbeiter im letzten Jahr arbeiteten sowohl der AITUC als auch der CITU systematisch daran, ihren Kampf zu isolieren und weigerten sich, zu ihrer Verteidigung zu größeren Arbeitskämpfen aufzurufen. Stattdessen rieten die stalinistischen Gewerkschaftsführer den MSI-Arbeitern, auf die Staatsregierung und ihre Vertreter des Arbeitsministeriums zu vertrauen, selbst als sie sich offen gegen die Arbeiter stellten.

Der CITU, der AITUC, das Indian National Trade Union Centre (INTUC), das mit der Kongresspartei verbunden ist, und die „unpolitische“ Hind Mazdoor Sabha (HMS) riefen am 31. August zu einer Versammlung der MSI-Arbeiter auf. Die Gewerkschaftsführer versprachen, das Thema am 4. September bei dem Gesamtindischen Gewerkschaftskongress zur Sprache zu bringen, den sie zusammen mit den reaktionären Gewerkschaften abhalten, die mit der Kongresspartei und der rassistischen Hindu-Partei Bharatiya Janatha Party (BJP) verbündet sind.

Die einzige Bezugnahme auf die MSI-Arbeiter war eine zahnlose Bemerkung: „Der kürzliche unglückliche Vorfall im Maruti Suzuki-Werk in Manesar und sein Nachspiel, die Verhaftung von 150 Arbeitern und die Entlassung von über 500 Arbeitern, ist ein deutliches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Unternehmen.“

Die Bezeichnung „unglücklicher Vorfall“ für einen vom Management provozierten Streit deutet darauf hin, dass diese Gewerkschaften den Arbeitern die Schuld an den Ereignissen vom 16. Juli geben.

Der aktuelle Vorfall zeigt, dass diese militanten und brutal ausgenutzten Arbeiter im Kampf gegen brutale Unterdrückung durch den Staatsapparat im Stich gelassen wurden. Es ist von größter Wichtigkeit, dass die Arbeiterklasse, vor allem in dieser Industrieregion, ihren Klassenbrüdern bei MSI zu Hilfe kommt und eine langfristige Offensive der Arbeiterklasse gegen diese brutale Ausbeutung und Misshandlung beginnt.

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