Libysche Rebellen massakrieren Schwarzafrikaner

Die Rebellentruppen in Libyen, denen amerikanische, französische und britische Bomben und Raketen zum Vormarsch auf Tripolis verhelfen, sind alles andere als unbedarfte, für „Freiheit und Demokratie kämpfende“ Zivilisten.

Der Journalist und Dokumentarfilmer Farai Sevenzo aus Zimbabwe berichtete am 26. Februar diesen Jahres im BBC über barbarische, pogromartige Massaker, welche die Rebellen und der sie begleitende Mob an schwarzafrikanischen Arbeitern in Libyen verübten. Es heißt dort: „Weil vermutlich Söldner aus dem Tschad und Mali für ihn [Gaddafi] kämpfen, sind eine Million afrikanischer Flüchtlinge und Tausende afrikanischer Wanderarbeiter in Gefahr ermordet zu werden. Ein türkischer Bauarbeiter berichtete dem britischen Radiosender BBC: ‚Wir hatten siebzig bis achtzig Leute aus dem Tschad in unserer Firma. Sie wurden mit Baumscheren und Äxten niedergemetzelt und von den Angreifern beschuldigt, für Gaddafi Truppen zu stellen. Auch die Sudanesen wurden massakriert. Wir haben es selbst gesehen.‘“

Auch der arabische TV-Sender Al Jazeera berichtet am 28. Februar 2011 über rassistische Massaker der sogenannten „Freiheitskämpfer“ an schwarzafrikanischen Arbeitern:

„Dutzende von Arbeiter aus dem Afrika südlich der Sahara sind, so befürchtet man, getötet worden und Hunderte haben sich versteckt, weil wütende Regierungsgegner ‚schwarzafrikanische Söldner‘ jagen, wie Augenzeugen berichten. … Rund 90 Kenianer und außerdem 64 Menschen aus dem Süd-Sudan, aus Uganda, Zimbabwe, Lesotho, Zambia, Rwanda, Südafrika, Tanzania, der Demokratischen Republik Kongo, Sierra Leone und Burundi sind nach offiziellen Berichten heute in Nairobi gelandet. Einer von ihnen, Julius Kiluu, ein 60 Jahre alter Bauleiter berichtete Reuters: ‚Wir wurden von Leuten aus dem Ort angegriffen. Sie beschuldigten uns, mordende Söldner zu sein. Aber in Wirklichkeit wollen sie einfach keine Schwarzen tolerieren. Unser Lager wurde niedergebrannt, unsere Firma und unsere Botschaft haben uns geholfen, zum Flughafen zu gelangen.‘ Hunderte von schwarzen Einwanderern aus den ärmsten Ländern Afrikas, die sich in Libyen hauptsächlich in der Ölindustrie als billige Lohnarbeiter verdingen, sind durch die Gewalttaten der Rebellen verletzt worden. Aus Furcht davor, getötet zu werden, haben etliche von ihnen lieber darauf verzichtet, einen Arzt aufzusuchen.“ (zitiert aus: African migrants targeted in Libya, Al Jazeera, 28.02.2011)

Insgesamt waren bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs ungefähr 1,5 Millionen Schwarzafrikaner in Libyen als billige Lohnarbeiter in der Ölindustrie, in der Bauindustrie, Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor beschäftigt, hinzu kamen an die 200.000 Arbeiter aus Süd-, Südostasien und China.

Dass in Bürgerkriegen Minderheiten verdächtigt werden, sie seien Anhänger, Agenten oder Söldner des Gegners, und unter diesem Vorwand verfolgt und umgebracht werden, ist ein wiederkehrendes Muster in der Geschichte. Ein ebenso wiederkehrendes Muster ist es, dass in Kolonialländern oder ehemaligen Kolonialländern Agenten imperialistischer Mächte solche Übergriffe provozieren , unter Arbeitern damit Panik verbreiten und rassistische Konflikte schüren, um ihre eigenen Interessen im Lande besser verfolgen zu können. Den Berichten der Nachrichtenagenturen und im Internet nach zu schließen, häuften sich diese pogromartigen Übergriffe auf ausländische Arbeiter und ihre Familien gerade in der Anfangsphase der Protestwelle gegen das Gaddafi-Regime, in der letzten Februarwoche. Dies legt nahe, dass die Methode rassistischer Provokationen auch zum Arsenal der in Libyen tätigen amerikanischen, französischen und britischen Agenten und Spezialeinheiten gehörte, als sie bemüht waren, die spontane Protestbewegung unter ihre Fittiche zu bekommen, in militärische Konfrontationen mit den Regierungstruppen zu lenken und so einen Vorwand für eine Intervention der UNO und NATO zu schaffen. Ein gemeinsames, von ihren Klasseninteressen geleitetes Eingreifen aller Arbeiter -- gleich welcher Herkunft -- in die Geschehnisse zu verhindern und einer Streikbewegung wie in Ägypten zuvorzukommen, das war die Voraussetzung für das Gelingen dieses Manövers.

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