Der Medien-Milliardär Rupert Murdoch hat seine australische Staatsbürgerschaft schon vor zwanzig Jahren gegen die amerikanische eingetauscht, um amerikanische Medien besser seinem globalen Empire einverleiben zu können. Das hindert ihn nicht daran, sich in beiden Ländern als Superpatriot und Nationalist auszugeben. In der Politik ist der in Medienkreisen als "Dreckschleuder" bekannte Murdoch ebenso anpassungsfähig, wenn es um die Wahrnehmung seiner persönlichen Interessen geht.
Als er in den 1980er Jahren seine Medien-Holding in Großbritannien aufbaute, gab er sich als loyaler, rechter Tory und Bewunderer von Margaret Thatcher aus. Als er dann feststellte, dass Tony Blair einer noch reaktionäreren Politik einen frischen Anstrich verpassen konnte und bereit war, im Tausch gegen mediale Unterstützung seine Interessen zu fördern, wechselte er zu "New Labour". Um die Print- und elektronischen Medien zu monopolisieren, hatte er im heimischen Australien ähnliche Seitenwechsel zwischen Labour und den Liberalen vollzogen.
Es muss also niemanden wirklich überraschen, wenn Murdoch jetzt als prominenter Helfer der demokratischen New Yorker Senatorin Hillary Clinton in Erscheinung tritt. Die Londoner Financial Times berichtete am 9. Mai, Murdoch werde im Juli im Namen seiner News Corporation persönlich eine Spendengala für Mrs. Clinton moderieren.
CBS News berichtete über die bevorstehende Spendengala unter der provokativen Überschrift: "Rupert Murdoch liebt Hillary Clinton". Es heißt dort: "Das Vereinigungsritual dieser ungleichen Verbündeten wurde schon seit Monaten angebahnt."
Als Clinton das erste Mal in New York für den Senat kandidierte, hatte Murdochs New York Post versucht, sie als Erzliberale zu dämonisieren. Die Zeitung war berüchtigt dafür, die unschönsten Photos der ehemaligen First Lady zu veröffentlichen. "Eine Stimme für Hillary Rodham Clinton kommt der Billigung von Doppelbödigkeit und Täuschung gleich", warnte ein Kommentar der Post die New Yorker. Ein führender Kolumnist nannte sie eine "heuchlerische Sau". Wie sich die Zeiten doch geändert haben!
Dabei begegnen sich die Demokratische Senatorin und Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten für 2008 und der rechte Medienbaron nicht zum ersten Mal in freundschaftlicher Weise. Im vergangenen Monat hat Mrs. Clinton der zehnjährigen Geburtstagsparty von Murdochs Fox News in Washington beigewohnt.
Die Washington Post berichtete: "Clinton plauderte eine Stunde lang im Café Milano mit News Corp.-Chef Rupert Murdoch, der ihr seit dem letztjährigen Waffenstillstand sehr zugetan ist, mit Fox News Chef Roger Ailes und einem großen Teil des Personals der Bush-Regierung, z.B. Karl Rove, Josh Bolten, Karen Hughes, Dan Bartlett und dem ehemaligen Fox-Moderator Tony Snow, der nur Stunden zuvor zu Bushs neuem Pressesprecher ernannt worden war.
In den letzten fünf Jahren hat sich Murdochs Fox News als staatlicher Propagandasender aufgeführt, der die Bush-Regierung verteidigt und ihre Gegner in den Schmutz gezogen hat. Die Ernennung des rechten Fox-Moderators zum Chef des Presseamtes des Weißen Hauses ist der vollendete Ausdruck dieser inzestuösen politischen Beziehung.
Murdoch, ein reaktionärer Kriegstreiber, nutzte Fox und andere Kabel- und Satellitensender auf fünf Kontinenten ebenso wie seine weltweite Kette von 175 Zeitungen, um für die illegale Invasion und Besetzung des Irak zu werben. Er verteidigte standhaft die Kriegsentscheidung Bushs und Blairs und etonte, Bush habe bei seinem unprovozierten Angriff auf ein buchstäblich wehrloses Land aus "hohen moralischen Motiven" gehandelt. Gleichzeitig hatte er weit weniger Hemmungen als die meisten amerikanischen Politiker, die wirtschaftlichen Ziele des Kriegs beim Namen zu nennen: "Wenn wir Irak erledigt haben, wird die ganze Welt von niedrigeren Ölpreisen profitieren."
Fox und andere Murdoch-Produkte spielten eine führende Rolle dabei, die Lügen der Bush-Regierung über "Massenvernichtungswaffen" und Terrordrohungen zu verbreiten. Sie verkünden auch weiterhin die Märchen über angebliche "Fortschritte" im Irak - die die amerikanische Bevölkerung schon längst durchschaut hat.
In New York hat Murdochs New York Post dem Begriff "Revolverpresse" eine neue Bedeutung gegeben. Sie verbreitet die rückständigsten, rassistischsten und arbeiterfeindlichsten Anschauungen. Während des Streiks der New Yorker U-Bahnfahrer im vergangenen Dezember bezeichnete die Zeitung des Milliardärs Murdoch die U-Bahn- und Busfahrer als "gierige Ratten". Die Post verglich die Arbeiter mit den Terroristen, die das World Trade Center am 11. September 2001 angegriffen hatten, und rief dazu auf, sie zu verhaften und massenhaft zu entlassen.
Die Zerschlagung von Gewerkschaften ist für Murdoch keine theoretische Angelegenheit. 1986 setzte er Massenentlassungen und Polizeigewalt ein, um die britische Druckergewerkschaft im Wapping-Streik zu zerschlagen. 1993 wandte er ähnliche Taktiken gegen Mitglieder der Newspaper Guild bei der New York Post an und feuerte fast 300 von ihnen.
Hillary Clinton, deren zwanzig Millionen-Dollar-Wahlfond sich auch aus hohen Summen von den Gewerkschaften speist (nicht zuletzt von dem für New York zuständigen Ortsverband 100 der Transportarbeitergewerkschaft TWU), wird noch höhere Summen von dem altgedienten Gewerkschaftsfeind und prominenten Befürworter der Zerstörung der TWU erhalten.
Murdoch hat ein gutes Gespür für Menschen. Er riecht einen Politiker, der keine Prinzipien hat, dessen Meinung und Stimme zu kaufen ist. Die Unterstützung solcher Elemente - in Australien, Großbritannien, den USA usw. - hat eine entscheidende Rolle bei der Anhäufung seines Multimilliarden-Dollar-Vermögens gespielt.
Er hat beobachtet, wie Hillary Clinton den Irakkrieg unterstützt, sich um die Gunst der republikanischen Rechten bemüht und gemeinsam mit ihrem Mann Bill ein Millionen-Vermögen anhäuft. Das hat ihm gefallen. Außerdem kann der aus Australien stammende Pressebaron Meinungsumfragen lesen, wie jeder andere auch. Bei Zustimmungsraten für Bush von weniger als einem Drittel erscheint es ihm angezeigt, seine politische Orientierung entsprechend anzupassen.
Während der Kampagne der Republikaner für das Amtsenthebungsverfahren wegen der Monica-Lewinsky-Affäre hatte Hillary Clinton die Kräfte, die den Sturz ihres Mannes betrieben, korrekt als "eine riesige rechte Verschwörung" beschrieben. Fox News und viele, die Murdoch zur Ausarbeitung der ideologischen Linie des Senders und seiner Zeitungen New York Post, Weekly Standard, usw. angeheuert hatte, spielten in dieser Verschwörung eine prominente Rolle.
Mrs Clinton hat sich schon vor längerer Zeit von ihrer damaligen, völlig korrekten Beschreibung dieser Kräfte distanziert. Tatsache ist, dass die Verantwortlichen für die Verschwörung jetzt alle wichtigen Hebel der Macht in Washington kontrollieren und Hillary Clinton eng mit ihnen zusammenarbeitet.
Das Techtelmechtel zwischen Rupert Murdoch und Hillary Clinton ist der sichtbarste Beweis, dass die Demokraten überhaupt keinen Widerstand gegen die ultrarechte Politik der republikanischen Regierung in Washington leisten. Demokratische Politiker wie Clinton sind willige Komplizen des Weißen Hauses und unterstützen den Militarismus nach außen und die Angriffe auf demokratische Rechte und soziale Bedingungen im Innern.
Ungeachtet ihrer taktischen Differenzen verteidigen beide Parteien die Interessen der herrschenden amerikanischen Wirtschafts- und Finanzelite. Deswegen ist Rupert Murdoch zuversichtlich, dass er seine Ziele mit einer Unterstützung Clintons genauso gut erreichen kann, wie vorher durch seine volle Unterstützung George W. Bushs.