Die Massendemonstrationen, die am Wochenende des 15./ 16. Februar 2003 auf der ganzen Welt stattfanden, werden in die Geschichte eingehen. Niemals zuvor haben Menschen auf internationaler Ebene eine solche Solidarität gegen Krieg gezeigt. Mehr als 10 Millionen bezogen Stellung gegen die geplante Invasion des Irak und setzten sich damit gegen den Militarismus-Wahn des gewalttätigsten imperialistischen Staats der Welt zur Wehr.
Diese Demonstrationen sind ein Wendepunkt der Weltgeschichte. In Nord- und Südamerika, in Europa und Asien, in Australien und Afrika, überall haben die weitgehend spontanen Massenkundgebungen vom 15. und 16. Februar ans Tageslicht gebracht, dass die herrschende Elite mitsamt ihren Propaganda-Medien in politischer, sozialer und moralischer Hinsicht durch eine tiefe Kluft von der allgemeinen Bevölkerung getrennt ist.
Nach diesen eindrucksvollen Demonstrationen ist der Anspruch der Bush-Administration in den USA und der Blair-Regierung in Großbritannien, ihre Kriegspolitik sei demokratisch legitimiert, unwiderruflich dahin. Die Demonstrationen von mehr als einer Million Menschen in London und Glasgow haben Blairs Versuchen, durch ein Bündnis mit Washington die Kolonialherrlichkeit des britischen Imperialismus zu neuem Leben zu erwecken, eine klare Abfuhr erteilt.
Die Demonstrationen, die in zahlreichen Städten der USA stattfanden, waren in mancher Hinsicht noch bemerkenswerter. Mitten im Zentrum des Weltimperialismus haben diese Massendemonstrationen bewiesen, dass sich die amerikanische Bevölkerung von der Kriegswut der Regierung Bush und der militaristischen Propaganda der etablierten Medien angewidert fühlt.
Die riesigen Kundgebungen in Barcelona, Rom, Paris und Berlin stellten ein überaus bedeutungsvolles Bekenntnis zur Menschlichkeit dar. Die schreckliche Erfahrung der faschistischen Barbarei - unter den Regimes Franco, Mussolini, Pétain und Hitler - lebt im Bewusstsein der dortigen Bevölkerung weiter. Die arbeitenden Menschen in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland erfassen instinktiv, welche reaktionäre Gefahr von der Kriegstreiberei der Regierung Bush ausgeht.
Die Demonstrationen vom 15./ 16. Februar waren in erster Linie Ausdruck einer massiven Opposition gegen einen Einmarsch im Irak. Doch ihre historische Bedeutung geht weit über diese sehr wichtige Frage hinaus.
In den letzten beiden Tagen wurden wir Zeugen und Teilnehmer einer neuen, internationalen sozialen Oppositionsbewegung gegen den Imperialismus. Dieser Entwicklung liegen tiefe objektive Prozesse zugrunde. Die globale Integration der kapitalistischen Produktion, an deren Spitze die transnationalen Konzerne stehen, haben die Grundlage dafür geschaffen, die sozialen Kämpfe der Arbeiterklasse global zu koordinieren.
Ebenso wie die Entwicklung der Weltwirtschaft die Grenzen des Nationalstaats überschreitet, weist auch der Klassenkampf als objektiver historischer Prozess eine natürliche Tendenz auf, sich über nationale Grenzen hinwegzusetzen. Die Arbeiterklasse wird ihr Selbstverständnis immer bewusster nicht in nationalen, sondern in internationalen Begriffen definieren. Besonders deutlich trat diese Tendenz in der gemeinsamen Demonstration von 3.000 jüdischen und arabischen Arbeitern durch Tel Aviv zutage.
Es wäre falsch zu glauben, dass Demonstrationen allein, selbst wenn sie so groß und weltumspannend waren wie jene vom Samstag und Sonntag, imperialistische Kriege verhindern könnten. Doch sind an diesem geschichtsträchtigen Wochenende außerordentlich progressive und potenziell revolutionäre neue Kräfte in den politischen Kampf eingetreten.
Dieses große, internationale Bekenntnis zur Opposition gegen imperialistischen Krieg stellt uns vor die Aufgabe, die Entwicklung von Klassenbewusstsein innerhalb dieser neuen Bewegung zu fördern und ihr zu verdeutlichen, dass zwischen dem Widerstand gegen imperialistischen Krieg und dem Kampf für internationalen Sozialismus ein wesentlicher innerer Zusammenhang besteht.