Am vergangenen Wochenende fanden in verschiedenen europäischen Ländern vor Stützpunkten der US-Armee Demonstrationen gegen den Irakkrieg statt. Die jeweiligen Regierungen wurden aufgefordert, jede aktive oder passive Unterstützung des Kriegs sofort einzustellen.
Am Samstag, den 5. April, blockierten in Griechenland 3.000 Kriegsgegner die Souda Air Base, einen kriegswichtigen Nato-Stützpunkt auf der Insel Kreta. In Kroatien kam es erstmals in Zagreb zu einer Demonstration mehrerer hundert Teilnehmer gegen den Irakkrieg.
In Italien forderten über tausend Demonstrierende die Schließung des US-Luftstützpunkts Aviano im Norden des Landes. Von Aviano waren Fallschirmspringer der US Air Force in den Irak gestartet, um eine Nordfront zu eröffnen.
Die italienischen Basisgewerkschaften COBAS hatten schon für Mittwoch, den 2. April, zu einem nationalen Streik gegen den Krieg im Irak aufgerufen, dem Arbeiter und Studenten in mehreren Städten folgten. In Mailand endete eine Demonstration von über 10.000 Menschen mit einer Blockade des Mailänder Hauptbahnhofs. In Turin gingen 3.000 auf die Straße, nachdem die Polizei am vorangegangenen Wochenende eine Demonstration gewaltsam beendet hatte. Weitere Demonstrationen fanden in Pisa, Bologna und andern Städten statt.
In der spanischen Pilgerstadt Santiago de Compostela protestierten am Samstag 50.000 gegen den Krieg. Weitere 25.000 demonstrierten in Valencia, und 50.000 beteiligten sich am Sonntag an einem Anti-Kriegs-Festival in Madrid. In der Türkei nahmen mehrere Zehntausend an einer Großkundgebung gegen den Krieg in Istanbul teil, an deren Rand die Polizei mit Tränengas gegen Demonstrierende vorging.
In London versammelten sich am Samstag Tausende vor der US-Botschaft und forderten den Rücktritt von Premierminister Tony Blair. Ein Transparent bezeichnete Bush und Blair als die "Achse des Bösen". Kriegsgegner demonstrierten auch vor dem Stützpunkt der Royal Navy in Portsmouth, Südengland.
In Frankreich demonstrierten ca. 3.000 Kriegsgegner im Zentrum von Grenoble, weitere Proteste fanden in den zwei elsässischen Städten Straßburg und Mülhausen statt. Auf über hundert weiteren Demonstrationen am Donnerstag gegen Angriffe auf das französische Rentensystem gab es ebenfalls Slogans, die sich gegen Aufrüstung und Militarismus richteten.
In Kopenhagen, Dänemark, bildeten Kriegsgegner Menschenketten um die Botschaften der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und Spaniens. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia forderten über tausend Demonstrierende den Rücktritt der Regierung, weil sie die US-britische Kriegskoalition unterstützt.
In der Schweiz gab es Demonstrationen überwiegend junger Teilnehmer in Zürich und Bern. Die Stadt Bern versucht zur Zeit, die Anzahl der Demonstrationen einzuschränken, wogegen schon siebzig Organisationen, Gewerkschaften und Parteien Protest eingelegt haben.
Deutschland
In der Bundesrepublik forderten die Teilnehmer der Antikriegsproteste sowohl die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen im Irak als auch die Sperrung des deutschen Luftraums und der amerikanischen und britischen Armeeeinrichtungen.
In Heidelberg zogen rund 2.000 vor das Hauptquartier des V. US-Korps, von dem aus Soldaten zum Aufbau einer Nordfront in den Irak geschickt werden. Auch in Mannheim, Karlsruhe und Nürnberg protestierten Hunderte Teilnehmer gegen den Krieg. In Eckenförde an der Ostsee organisierten Schüler eine Demonstration, der sich über 700 Teilnehmer anschlossen.
In Frankfurt folgten am Freitag mehrere hundert Jugendliche trotz Ferienbeginns dem Aufruf zur Demonstration in der Innenstadt. Sie forderten ein sofortiges Ende des Kriegs und den Abbruch jeder Art deutschen Unterstützung dafür. Auf den Plakaten stand: "Bush vor Gericht" oder "Sperrt den deutschen Luftraum!" Unter Parolen wie "Scheiß’ auf Bush, scheiß’ auf Blair - wir wollen keine Kriege mehr!" und "Krieg ist Terror - Krieg ist Mord" gelangten die Schüler vom Stadtzentrum bis vor das US-Konsulat in Frankfurt-Bockenheim.
Auf der Abschlusskundgebung prangerten mehrere Schulsprecher, ein Vertreter der Lehrergewerkschaft GEW und ein Pfarrer das Ausmaß der Verwüstungen durch den US-Krieg im Irak an und wiesen auf die Mitverantwortung der rot-grünen Bundesregierung hin.
Eine Vertreterin des World Socialist Web Site, Marianne Arens, hatte ebenfalls Gelegenheit, zu den Schülern zu sprechen. Sie sagte: "Eure Demonstration ist Teil einer globalen Massenbewegung gegen Krieg, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat."... "Doch die weltweiten Proteste allein können den Krieg nicht stoppen." Sie forderte dazu auf, aus der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu lernen und eine ernsthafte Strategiediskussion zu beginnen.
"Auf wen können wir uns im Kampf gegen diesen Krieg verlassen? Nicht auf die Sozialdemokraten und die Grünen in der Bundesregierung, die der US-Armee weiterhin den deutschen Luftraum zur Verfügung stellen und sie mit Bundeswehrsoldaten schützen. Und auch nicht auf Institutionen wie die UNO oder die Europäische Union. Unsere einzigen Bundesgenossen sind die Arbeiter auf der ganzen Welt und besonders die amerikanischen Arbeiter, die den Krieg mit sozialen Kürzungen bezahlen. In den USA besitzen die 13.000 reichsten Familien mehr als zwanzig Millionen Arme. Der Kampf gegen Krieg muss mit der sozialen Frage verbunden werden."
Viele Schüler applaudierten, als sie dazu aufrief, für die internationale Einheit der Arbeiter zu kämpfen. Einige erklärten anschließend, die World Socialist Web Site sei ihnen bereits bekannt.