UPS kündigt 12.000 Entlassungen an

UPS-Beschäftigte bei einer Kundgebung am 21. Juli 2023 in Atlanta [AP Photo/Brynn Anderson]

Am Dienstag verkündete UPS, im vergangenen Jahr Milliardengewinne eingefahren zu haben. Am selben Tag gab das Unternehmen auch Entlassungspläne bekannt. Weltweit sollen in den Niederlassungen insgesamt 12.000 Stellen abgebaut werden. Dies ist der jüngste Schritt in der laufenden länderübergreifenden Arbeitsplatzvernichtung bei Großkonzernen. Allein im letzten Monat sind tausende Stellen in der US-Automobilindustrie verloren gegangen.

Weitere Entlassungen wurden auch in der Technologiebranche angekündigt, in der sich jüngst die Kürzungen häufen. Paypal kündigte am Dienstag an, 2.500 Stellen zu streichen, was etwa 9 Prozent der Gesamtbelegschaft entspricht, wie Bloomberg gestern berichtete. Auch Microsoft kündigte letzte Woche den Abbau von 1.900 Stellen an, vor allem in der neu erworbenen Spiele-Tochter Activision Blizzard. Laut der Website layoffs.fyi wurden im ersten Monat des Jahres mehr als 25.000 Arbeitsplätze im Tech-Bereich abgebaut, im Vorjahr waren bereits mehr als 260.000 Stellen gestrichen worden.

Ein UPS-Sprecher erklärte gegenüber NBC News, dass drei Viertel der Kürzungen in der ersten Jahreshälfte stattfinden würden. Er sagte weiter, dass dies die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten nicht betreffen würde. Bloomberg berichtete, dass sich die Kürzungen auf das Management konzentrieren. Auch die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten würde für die verbleibenden Mitarbeiter wegfallen.

Doch Stunden später teilten UPS-Beschäftigten auf Facebook mit, dass die Tagschicht in der Zentrale des Unternehmens in Baltimore gestrichen wurde. Die Transportarbeiter-Gewerkschaft Teamsters Local 355 kündigte in einem Flugblatt eine Mitgliederversammlung an, um die Kürzungen zu diskutieren.

Der Hub in Baltimore ist mindestens die dritte große UPS-Einrichtung die in den letzten Wochen ihre Tagsortierschicht gestrichen hat, nach dem Centennial Ground Hub in Louisville und dem 81st Street Hub in Indianapolis. Auch in einem Lager in Portland wurde die Tagsortierschicht letztes Jahr kurzzeitig abgeschafft.

Wenn man die Behauptung des Unternehmens für bare Münze nimmt, dass sich die Entlassungen auf das Management beschränken, so bedeutet dies nur, dass zusätzlich zu den am Dienstag angekündigten 12.000 Entlassungen auch Lagerarbeiter und Fahrer betroffen sind, die der Gewerkschaft Teamsters angehören.

Die Unternehmensleitung bei UPS wie auch in der gesamten Wirtschaft nehmen Entlassungen vor dem Hintergrund fortschreitender Automatisierung und anderer neuer Technologien durch, um große Teile der Belegschaft zu ersetzen oder abzubauen. UPS plant, den Einsatz von Robotern im Laufe dieses Jahres zu verdreifachen. Im November wurde ein neues Velocity-Zentrum in Louisville eröffnet, das mit 3.000 Robotern und nur 200 Mitarbeitern 350.000 Pakete pro Tag verarbeiten kann.

Anfang dieses Monats veröffentlichte das UPS- Aktionskomitee eine Erklärung zu den Entlassungen, in der es heißt: „Die Arbeitsplätze von fast 200.000 Teilzeitbeschäftigten bei UPS sind in Gefahr. Das ist nichts, was sich von heute auf morgen entwickelt hat. Es ist da, er passiert jetzt, und wir müssen uns jetzt organisieren, um dies zu bekämpfen.“ Sie schlagen eine „Gegenkampagne“ vor, die sich auf Aktionen stützt, organisiert von Arbeitern, unabhängig vom Teamsters-Gewerkschaftsapparat und im Bündnis mit Arbeitern in anderen Branchen, in denen Massenentlassungen stattfinden.

„Wir sind nicht gegen neue Technologien, die genutzt werden könnten und sollten, um unser Leben zu erleichtern, anstatt uns auf die Straße zu werfen“, heißt es in der Erklärung. „Anstatt unsere Arbeitsplätze abzubauen, sollten die enormen Effizienzgewinne, die die Automatisierung verspricht, genutzt werden, um unserer Arbeitszeit zu verkürzen und gleichzeitig unser Einkommen zu erhöhen.“

Die Teamsters-Funktionäre wussten, dass diese Entlassungen bevorstehen, sagten aber nichts, während sie den Tarifvertrag vom letzten Sommer als großen Sieg darstellten. Tatsächlich war es ein Ausverkauf, der den Weg für die jetzigen Entlassungen bereitet hat, gegen die der Tarifvertrag keine Einschränkungen vorsieht. Jetzt schweigt die Gewerkschaft schuldbewusst zu den Entlassungen. Bis jetzt haben weder die nationale Gewerkschaft noch der Vorsitzende Sean O'Brien diese auch nur offiziell zur Kenntnis genommen. Dies unterstreicht lediglich die Tatsache, dass sich die Arbeiter nur dann gegen die Entlassungen wehren können, wenn sie gleichzeitig gegen den Gewerkschaftsapparat rebellieren.

Die Ankündigung vom Dienstag löste bei den UPS-Mitarbeitern Empörung aus. „Wir haben noch nicht einmal sechs Monate Erfahrungen mit dem Tarifvertrag, und wir haben schnell herausgefunden, wie schwach dieser Vertrag ist“, sagte einer der Beschäftigten gegenüber der WSWS. „Mit anderen Worten: Profitabel, aber nicht in dem Sinne, wie wir es gerne hätten“, schrieb ein anderer auf Reddit.

Rekordgewinne durch massiven Stellenabbau

Die Entlassungen wurden angekündigt, als UPS seine Ergebnisse für das Jahr 2023 bekannt gab, aus denen hervorgeht, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr einen bereinigten Betriebsgewinn in Höhe von 9,9 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 91 Milliarden US-Dollar erzielt hat. Beide Ergebnisse liegen in der Nähe der Rekordwerte von 2022. In einer vorbereiteten Erklärung, die vor Heuchelei nur so trieft, dankt CEO Carol Tomé den UPS-Beschäftigten dafür, dass sie dies möglich gemacht haben: „Ich möchte mich bei den UPS-Mitarbeitern dafür bedanken, dass sie das sechste Jahr in Folge die beste Pünktlichkeitsleistung aller Speditionsunternehmen erbracht haben.“ Das Unternehmen erweiterte den Dank, indem es viele der so ausgezeichneten Mitarbeitenden entließ.

Die Entlassungen sind Teil einer Klassenpolitik, an deren Spitze die USA stehen. In den vergangenen zwei Jahren hat die US-Nationalbank Federal Reserve die Zinssätze erhöht mit dem erklärten Ziel, dadurch die Arbeitslosigkeit zu erhöhen, um wiederum die Forderungen der Arbeiter nach höheren Löhnen zurückzuschlagen. Die Gewerkschaftsbürokratie hat durch die Einschränkung oder Verhinderung von Streiks und die Durchsetzung von Tarifabschlüssen mit unterdurchschnittlichen Lohnerhöhungen eine Schlüsselrolle bei dieser Politik gespielt.

Im Dezember 2023 haben US-Unternehmen 1,616 Millionen „Entlassungen und Stellenstreichungen“ vorgenommen, so das US-Bundesamt für Arbeitsstatistik (Bureau of Labor Statistics). Das ist ein Anstieg von 141.000 gegenüber Dezember 2022. Die 149.000 Vertragsaufhebungen im letzten Monat betrafen den Sektor Transport, Lagerung und Versorgung, was einem Anstieg von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gleichzeitig sank die Zahl der Arbeiter, die ihren Arbeitsvertrag kündigten, auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021, berichtet ABC News.

Das Ergebnis dieser Politik sind massive Gewinne. Laut der Website Grow & Convert haben die Fortune-500-Unternehmen im vergangenen Jahr zusammen 2,9 Billionen Dollar Gewinn gemacht. Der weitaus größte Teil davon entfiel mit 1,1 Billionen Dollar auf die Vereinigten Staaten, während China mit großem Abstand an zweiter Stelle steht. Die US-Gewinne im Transportsektor beliefen sich auf 73,8 Milliarden Dollar. Mehr als zwei Drittel davon entfielen auf den US-Postdienst, der sich mitten in einer massiven Umstrukturierungskampagne befindet, die den Weg für eine eventuelle Privatisierung der Post ebnen soll.

Gewerkschaftsapparate: ein Instrument des Klassenkampf von oben

Die Rolle des Teamsters-Gewerkschaftsapparats bei den Entlassungen ist nicht einfach das Ergebnis von Korruption. O'Brien wurde 2021 im Rahmen einer Operation, an der die Demokratische Partei und pseudolinke Gruppen wie die Democratic Socialists of America beteiligt waren, als Vorsitzender eingesetzt. Damit sollte versucht werden, die Kontrolle über eine wütende und kämpferische Basis zu behalten, indem O'Brien, eigentlich ein Karriere-Bürokrat, als kämpferischer Reformer dargestellt wurde. In Wirklichkeit bestand seine Aufgabe darin, die neuen massiven Entlassungen einzuleiten, die jetzt im Gange sind.

Dies ist Teil einer nationalen Kampagne zur Aufrechterhaltung der Autorität des Gewerkschaftsapparats. Der Vorsitzende der Autoarbeitergewerkschaft United Auto Workers (UAW), Shawn Fain, wurde auf ähnliche Weise in das höchste Amt gehievt, und zwar in einer verfälschten, von der Regierung überwachten Wahl, bei der mehr Stimmzettel als „unzustellbar“ gestempelt als tatsächlich abgegeben wurden. Dies geschah, um die Zahl der abstimmenden Mitglieder so weit wie möglich zu reduzieren und insbesondere zu verhindern, dass der sozialistische Automobilarbeiter Will Lehman Unterstützung fand, der in Opposition zum Gewerkschaftsapparat kandidierte. Lehman hat eine Klage gegen die US-Regierung wegen der Wahlunregelmäßigkeiten eingereicht.

Fain und die UAW setzten nach einem zahnlosen „Improvisationsstreik“, der nur eine kleine Zahl von Standorten betraf, einen Tarifvertrag durch, der ebenfalls den Weg für massive Entlassungen in der Autoindustrie ebnete. Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren Hunderttausende von Arbeitsplätzen abgebaut werden, da sich die Industrie auf Elektrofahrzeuge umstellt. In Anerkennung seiner großen Verdienste wurde Fain von CNN Business zum „Labor Leader of the Year“ gekürt.

Die Gewerkschaftsbürokratie hält zudem die Arbeiterklasse davon zurück, in die massive politische Krise in den USA einzugreifen, die sich rund um die Wahlen im Jahr 2024 entwickelt. Fain und der UAW-Apparat behaupteten im Dezember noch, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu unterstützen, doch letzte Woche stellten sie sich hinter Biden und sorgten selbst dafür, dass Demonstranten nicht zu Wort kommen, die gegen den Völkermord in Gaza protestieren. Biden hielt im Gegenzug eine kriegstreiberische „America-First“-Rede und erklärte, dass amerikanische Arbeiter „Flugzeugträger, Panzer oder Automobile“ produzieren sollten. Seitdem hat Fain mehrere Auftritte in Fernseh-Talkshows absolviert, um für Biden zu werben.

Die Teamsters haben sich noch nicht offiziell für einen Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen, aber sie haben offen ihre Fühler nach dem faschistischen Donald Trump ausgestreckt. Die Entlassungen bei UPS wurden nur einen Tag vor einem „Kandidaten-Roundtable“ mit Trump in der Teamsters-Zentrale in Washington D.C. angekündigt. O'Brien traf sich Anfang der Woche mit Trump auf dessen Anwesen in Mar-a-Lago.

Sowohl die Unterstützung der UAW als auch das Werben der Teamsters um Trump haben unter den Arbeitern große Empörung ausgelöst. Viele Arbeiter betrachten beide Präsidentschaftskandidaten als rechtsgerichtete Repräsentanten der Konzernoligarchie. Ob der Gewerkschaftsapparat nun Biden oder Trump unterstützt, dies drückt nur auf unterschiedliche Weise ihre Feindseligkeit gegenüber der Arbeiterklasse aus und zeigt, wie sehr sie in das kapitalistische politische Establishment integriert sind. Die Aufgabe der Arbeiter besteht darin, auf der Grundlage ihres eigenen Programms in die Krise einzugreifen. Dies erfordert eine Rebellion gegen den Apparat sowie einen Kampf für eine sozialistische Politik und gegen das kapitalistische Profitsystem.

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