Internationale SEP-Schulungswoche 2023

Die historischen und politischen Grundlagen der Vierten Internationale

Der folgende Vortrag wurde von Clara Weiss und Johannes Stern im Rahmen der internationalen Schulungswoche der SEP (USA) gehalten, die vom 30. Juli bis 4. August 2023 stattfand. Clara Weiss ist Mitglied der Socialist Equality Party (US) und nationale Sekretärin der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) in den USA, und Johannes Stern ist Chefredakteur der deutschsprachigen Ausgabe der World Socialist Web Site.

Der Eröffnungsbericht des Vorsitzenden der internationalen WSWS-Redaktion, David North, mit dem Titel „Leo Trotzki und der Kampf für den Sozialismus in der Epoche des imperialistischen Kriegs und der sozialistischen Revolution“ ist in deutscher Sprache am 12. August 2023 erschienen. In den kommenden Wochen wird die WSWS alle weiteren Vorträge der Schulung veröffentlichen.

"Die historischen und politischen Grundlagen der Vierten Internationale"
Einleitung

Die Aufgabe dieses Vortrags besteht darin, die historischen Erfahrungen zu skizzieren, aus denen die trotzkistische Bewegung hervorging, die als einzige in der Kontinuität des Marxismus steht. Auch wollen wir die grundlegenden politischen Konzeptionen des Trotzkismus vorstellen, die das Internationale Komitee ab 1953 im Kampf gegen den Pablismus verteidigt hat.

Wir betonen oft, dass wir eine Partei der Geschichte sind. Aber es ist wichtig zu verstehen, wie unsere Haltung zur Geschichte beschaffen ist. Wir gehen nicht subjektiv an die Geschichte heran. Mit anderen Worten, wir betrachten die Geschichte nicht unter dem Gesichtspunkt moralischer Urteile über die „guten“ oder „schlechten“ Handlungen oder Motive einzelner Personen. Die Aufgabe von Marxisten besteht darin, um es mit den berühmten Worten von Engels zu sagen, aufzudecken, „was die Triebkräfte dieser Triebkräfte sind“, d.h. die objektiven gesellschaftlichen Triebkräfte hinter dem politischen Denken und Handeln von Tendenzen und Individuen zu untersuchen.

Diese objektive Herangehensweise an die Geschichte ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einer passiven Haltung. Wir analysieren die Geschichte vom Standpunkt des revolutionären Kampfes. Wir verstehen die sozialistische Revolution als einen gesetzmäßigen, aber auch als einen dynamischen Prozess, der durch das Programm, die Beschlüsse und Aktionen der revolutionären Klasse und ihrer Partei entscheidend geprägt wird.

Diese Herangehensweise an die Geschichte ist untrennbar mit unserer Auffassung von der imperialistischen Epoche und der Rolle der revolutionären Führung in der sozialistischen Revolution verbunden. Nach der stalinistischen Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 wurden drei verschiedene Konzepte des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Das erste, Francis Fukuyamas mittlerweile berüchtigte Verkündung des „Endes der Geschichte“, bedarf kaum einer ausführlichen Widerlegung. Vor kurzem trat Fukuyama an der Stanford University gemeinsam mit Mitgliedern der neonazistischen Asow-Brigade auf.

Francis Fukuyama (links) mit Arsenyi Fedosiuk, Unteroffizier der Asow-Brigade, Julia Fedosiuk (seiner Ehefrau) und Kateryna Prokopenko, beides aktive Asow-Unterstützerinnen [Photo: Facebook page of the Ukrainian Student Association at Stanford]

Das zweite Konzept wurde von dem britischen Stalinisten und Historiker Eric Hobsbawm entwickelt. Er behauptete, es habe ein „kurzes zwanzigstes Jahrhundert“ gegeben, weil das Ende der UdSSR seiner Meinung nach mit dem „Tod“ der Russischen Revolution einhergegangen sei und damit das „Ende“ des Jahrhunderts bedeutet habe.[1]

Das dritte Konzept, das von dem „unvollendeten zwanzigsten Jahrhundert“ ausgeht, ist dasjenige des Internationalen Komitees. Diese Konzeption geht im Wesentlichen davon aus, dass alle grundlegenden historischen Widersprüche des kapitalistischen Weltsystems, die bereits zu zwei Weltkriegen und zum Faschismus, aber auch zur Oktoberrevolution geführt haben, nach wie vor ungelöst sind.

Bei dem Konzept des „unvollendeten zwanzigsten Jahrhunderts“ geht es erstens um das marxistische Verständnis unserer Epoche als Epoche der imperialistischen Kriege und der sozialistischen Weltrevolution, und zweitens um die Rolle und Kontinuität der marxistischen Führung in dieser Revolution. Als Antwort auf einen Aufsatz von Hobsbawm, der sogar die Vorstellung, den Kampf der Linken Opposition gegen Stalinismus in Betracht zu ziehen, als „spekulativ“ abtat, erklärte David North, dass in der sozialistischen Revolution die Rolle des subjektiven Faktors – d.h. von Parteien, Programmen und dem politischen Kampf selbst – nicht vom „objektiven“ historischen Prozess getrennt werden könne. Tatsächlich zeigte Hobsbawms eigener Aufsatz, dass das Ignorieren oder Herunterspielen des „subjektiven“ Faktors nur zu einer Verzerrung der Geschichte führen kann: Indem er den Kampf der Linken Opposition als „kontrafaktisch“ abtat, gelangte er im Wesentlichen zu einer Position, die den Stalinismus verteidigte.

David North bei einem Vortrag am Moskauer Historischen Institut im Jahr 1989

David North setzte sich mit Hobsbawms Konzepten auf grundlegender theoretischer Ebene auseinander und betonte dabei, dass die Oktoberrevolution nicht, wie Hobsbawm behauptet hatte, mit einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben oder einer Überschwemmung vergleichbar sei. Diese können zwar von Wissenschaftlern vorhergesagt werden, aber das Handeln der Menschen kann sie nicht wesentlich beeinflussen. Die sozialistische Revolution dagegen entwickelt sich in einer qualitativ anderen Art und Weise. Sie ist in dieser Hinsicht auch nicht mit den bürgerlichen Revolutionen zu vergleichen. David North erklärte:

Mit der Herausbildung des Marxismus wandelte sich die Beziehung des Menschen zu seiner eigenen Geschichte von Grund auf. Der Mensch gewann die Fähigkeit, sein Denken und Handeln bewusst in sozioökonomischen Begriffen zu interpretieren und damit den genauen Stellenwert seines eigenen Handelns in der Kette der historischen Kausalität zu bestimmen. [...] die Analysen, Perspektiven, Strategien und Programme politischer Organisationen [gewannen] eine vollkommen neue Rolle im historischen Prozess. Die Geschichte ereignete sich nicht mehr nur einfach. Sie wurde vorausgesehen, vorbereitet und in bis dahin nicht möglichem Maße bewusst gesteuert.[2]

Seinen bislang unübertroffenen Höhepunkt erreichte der Kampf für die Übereinstimmung des gesellschaftlichen Denken und Handelns der revolutionären Klasse mit der objektiven Realität mit der Machtergreifung der Arbeiterklasse im Oktober 1917. Historisch gesehen entstand die trotzkistische Bewegung in einer Phase des Abklingens der revolutionären Welle, die das Ende des Ersten Weltkriegs erzwungen und zur Revolution von 1917 geführt hatte.

In gewissem Sinne war dies eine der tragischsten, wenn nicht die tragischste Periode der Geschichte. In den 30 Jahren, die zwischen der Oktoberrevolution und dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergingen, kam es zu Niederlagen gewaltiger revolutionärer Kämpfe in Europa und ganz Asien, dem Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland, dem Zweiten Weltkrieg mit seinen 60 Millionen Toten, dem Holocaust und der Vernichtung von Generationen von Marxisten und Sozialisten durch den Stalinismus.

Aber es war nicht nur eine Periode von tragischen Niederlagen, von Reaktion und von kapitalistischer Barbarei. In derselben Periode hat die trotzkistische Bewegung einen entschlossenen und heroischen Kampf für die Bewahrung und Entwicklung der Kontinuität des Marxismus geführt und einen internationalen revolutionären Kader in der Arbeiterklasse geschmiedet. Trotzki fasste die wichtigste Lehre dieser Periode im ersten Satz des Gründungsdokuments der Vierten Internationale zusammen: „Die politische Weltlage als Ganzes ist vor allem durch eine historische Krise der proletarischen Führung gekennzeichnet.“[3]

Unser Vortrag ist einer Zusammenfassung der strategischen Erfahrungen der internationalen Arbeiterklasse gewidmet, die dieser Einschätzung zugrunde liegen und auch heute noch für den Kampf für den Sozialismus grundlegend sind.

Teil 1: Die Oktoberrevolution und das Entstehen der linken Opposition

Eric Hobsbawms Behauptung, die Oktoberrevolution im Jahr 1991 „tot“ und der Stalinismus unvermeidlich gewesen, beruhte auf zwei miteinander verknüpften Argumenten: erstens, dass die Revolution ein weitgehend unkontrollierbarer, automatischer Prozess war, und zweitens, dass sie vor allem ein nationales Ereignis war und zwangsläufig isoliert bleiben musste. Hobsbawm wies die Vorstellung, eine Revolution in Deutschland sei „absehbar“ gewesen, rundheraus zurück: „Eine deutsche Oktoberrevolution“, schrieb er, „stand nicht ernsthaft auf der Tagesordnung und brauchte daher nicht verraten zu werden.“[4]

Diese Behauptungen sind falsch. Die Oktoberrevolution ist nicht vom Himmel gefallen. Sie hatte objektive und subjektive Voraussetzungen, und beide waren im Grunde genommen internationaler Natur. Was ihre sozioökonomische Grundlage betrifft, so entstand die Oktoberrevolution aus denselben Widersprüchen des imperialistischen Weltsystems, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten. Diese objektiven Widersprüche erklären zwar das Entstehen revolutionärer Kämpfe in Russland, nicht aber die erfolgreiche Machtergreifung der Arbeiterklasse.

Lenin und Trotzki (Mitte) bei Feierlichkeiten zum zweiten Jahrestag der Oktoberrevolution

Das hohe Niveau des politischen Bewusstseins, das die Arbeiterklasse in Russland 1917 erreicht hatte, war das Ergebnis eines „langen, 70-jährigen historischen Kampfs für den Marxismus in der europäischen und der russischen Arbeiterklasse“.[5] Dieser Kampf erreichte seinen theoretischen und politischen Höhepunkt in der Arbeit von Lenin und Trotzki, den beiden Hauptführern der Revolution. Sie umfasste zwei Schlüsselelemente: Das erste war der Kampf der Leninschen Bolschewiki für eine unabhängige revolutionäre Partei der Arbeiterklasse im Kampf gegen den nationalen Opportunismus.

Das zweite war Trotzkis Entwicklung des Konzepts der Permanenten Revolution. Auf Grundlage einer historischen Bewertung der gesamten vorangegangenen Entwicklung der sozialen Revolution und der Weltwirtschaft erkannte Trotzki, dass in unserer Epoche, selbst in einem wirtschaftlich rückständigen Land wie Russland, die Arbeiterklasse die einzige revolutionäre Klasse war, die in der Lage war, die Revolution anzuführen und die Aufgaben der bürgerlich–demokratischen Revolution zu vollenden. Während der Revolution von 1905 schrieb er:

Indem der Kapitalismus allen Ländern seine Wirtschafts- und Verkehrsweise aufdrängt, hat er die ganze Welt in einen einzigen ökonomischen und politischen Organismus verwandelt […] Das verleiht den sich entwickelnden Ereignissen von Anfang an einen internationalen Charakter und eröffnet eine große Perspektive: Die politische Emanzipation, geleitet von der Arbeiterklasse Russlands, hebt diese ihre Führerin auf eine in der Geschichte bisher unbekannte Höhe, legt kolossale Kräfte und Mittel in ihre Hand, lässt sie die weltweite Vernichtung des Kapitalismus gewinnen, für die die Geschichte alle objektiven Voraussetzungen geschaffen hat.[6]

Die Widersprüche, die zwischen der Diktatur der Arbeiterklasse und ihrem Umfeld, einem stark bäuerlich geprägten Land, entstanden, konnten jedoch nur durch eine Ausweitung der Revolution im Weltmaßstab aufgelöst werden. So musste sich das Schicksal der Revolution in Russland in erster Linie auf der Weltbühne entscheiden.

Diese strategische Vorstellung von der Dynamik der sozialistischen Revolution war die Grundlage für die Machtergreifung im Oktober 1917 und die Gründung der Sowjetunion im Dezember 1922. Entgegen den Erwartungen der Bolschewiki gelang es der Arbeiterklasse in Europa jedoch nicht, die Macht zu übernehmen, was vor allem auf den Verrat der Sozialdemokratie zurückzuführen war. Mehrere revolutionäre Bewegungen – vor allem in Deutschland 1918–1919, in Ungarn 1919 und in Italien 1919 – wurden im Blut ertränkt.

Die internationale Karte des Klassenkampfs, 1917-1923 (David Benson für WSWS Media) [Photo: David Benson/WSWS]

Die wirtschaftlich am Boden liegende Sowjetrepublik fand sich unerwartet in der kapitalistischen Umzingelung isoliert. Die sowjetische Regierung war gezwungen, mit der so genannten Neuen Ökonomischen Politik (1921) einen klaren Rückzug einzuleiten. Diese Politik war zwar unter den gegebenen Bedingungen notwendig, trug aber auch zu einer Stärkung der bürgerlichen Kräfte innerhalb der sowjetischen Gesellschaft bei. Erschwerend kam hinzu, dass Lenin, der maßgebliche Parteiführer, 1922 schwer erkrankte und bettlägerig wurde. Es gelang ihm zwar, gegen die wachsenden bürokratischen und nationalen Tendenzen innerhalb der Partei einen Kampf aufzunehmen. Doch im Januar 1924 starb Lenin vorzeitig.

Die Sowjetunion bei ihrer Gründung im Dezember 1922 (David Benson für WSWS Media) [Photo: David Benson/WSWS]

Ein seit langem schwelender Kampf in der Parteiführung zwischen einem zunehmend ermutigten, nationalen und opportunistischen Flügel und dem marxistischen linken Flügel unter Führung von Trotzki und Lenin brach im Oktober 1923, im Zusammenhang mit der gescheiterten deutschen Revolution, offen aus. Trotzki und der internationalistische revolutionäre Flügel der Partei nahmen nun einen offenen Kampf auf, der auf eine Neuausrichtung der Parteipolitik abzielte. Am 15. Oktober 1923 gaben 46 Altbolschewiki eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie ihre politische Unterstützung für Trotzki bekundeten. Sie unterstützten sein Beharren auf der Notwendigkeit innerparteilicher Demokratie und seine Forderung nach einer stärkeren Betonung der Planung und der Stärkung der Staatsindustrie.

Trotzkis Herangehensweise an den Kampf der Linken Opposition kann nur im Zusammenhang mit dem Konzept der marxistischen Führung in der sozialistischen Revolution, das er und Lenin entwickelt hatten, verstanden werden. In seinem Essay „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“ erklärte David North, dass im Zusammenhang mit den Erfahrungen des Zusammenbruchs der Zweiten Internationale 1914 und der Machtergreifung 1917

der Begriff der Kaderausbildung und der Rolle der Internationale einen neuen geschichtlichen Inhalt [bekam]. […] die Kommunistische Internationale [richtete sich] nach dem Grundsatz, dass man sich nicht auf die zwangsläufige Entwicklung abstrakt verstandener objektiver Kräfte und gesellschaftlicher Widersprüche verlassen darf, wenn die sozialistische Revolution tatsächlich siegen soll. Die Führer der revolutionären Parteien der Komintern […] mussten begreifen, dass ihre subjektive Praxis ein objektives Glied von entscheidender Bedeutung in der Kette der Ereignisse war, die zum Sturz des Kapitalismus führten.[7]

Die Niederlagen, die die Arbeiterklasse zwischen 1917 und 1923 erlitt, bestätigten diese Grundauffassung in negativer Weise. Der Hauptgrund für diese Niederlagen war das Fehlen einer revolutionären Führung, vergleichbar mit der der Bolschewiki im Jahr 1917. Im Jahr 1924 schrieb Leo Trotzki:

Man kann nicht glauben, dass die Geschichte mechanisch die Bedingungen für eine Revolution schafft und sie danach auf Wunsch der Partei jederzeit auf einem Teller präsentiert: Bitte sehr, unterschreiben Sie die Quittung. Das ist nicht der Fall. Eine Klasse muss im Laufe eines langen Kampfes eine Vorhut bilden, die in der Lage ist, sich in einer Situation zurechtzufinden, die die Revolution erkennt, wenn sie an die Tür klopft, die im notwendigen Moment in der Lage ist, das Problem des Aufstandes als ein Problem der Kunst zu begreifen, einen Plan auszuarbeiten, Rollen zu verteilen und der Bourgeoisie einen gnadenlosen Schlag zu versetzen.[8]

In den „Lehren des Oktober“ entwickelte Trotzki diese Analyse weiter, indem er den politischen Kampf innerhalb der bolschewistischen Partei während der Revolution von 1917 Revue passieren ließ. Grigorij Sinowjew, Lew Kamenew und Josef Stalin führten damals eine Fraktion an, die sich gegen die Machtergreifung aussprach und argumentierte, dass die Bedingungen in Russland nicht „reif“ seien für eine sozialistische Revolution. Trotzki betonte, dass unter den Bedingungen scharfer Veränderungen der politischen Situation der Druck zur Anpassung an die bürgerliche öffentliche Meinung und an nationale Tendenzen unvermeidlich sei. Eine revolutionäre Partei ist dem Druck der feindlichen Klassenkräfte ausgesetzt. Die Herausforderung für eine Parteiführung besteht darin, gegen diesen Druck anzukämpfen, um sicherzustellen, dass die Partei mit den historischen Aufgaben ihrer Klasse Schritt hält. Andernfalls, so warnte Trotzki, läuft die Partei „Gefahr, zum indirekten Werkzeug anderer Klassen zu werden“.[9]

Mitglieder der Linken Opposition im Jahr 1927 (vorne von links nach rechts) Leonid Serebrjakow, Karl Radek, Leo Trotzki, Michail Boguslawski, Jewgeni Preobraschenski; (hinten) Christian Rakowski, Jakob Drobnis, Alexander Beloborodow und Lew Sosnowski

Die Parteiführung, die nun von Stalin, Sinowjew und Kamenjew dominiert wurde, reagierte auf die Veröffentlichung der „Lehren des Oktober“ im Oktober 1924 mit einer verbitterten Kampagne gegen Trotzki und die permanente Revolution. Im Zuge dieser Kampagne wurde die gesamte Geschichte der bolschewistischen Partei und der Revolution von 1917 systematisch verfälscht. Im Dezember 1924 entwickelte Stalin die Vorstellung, dass es möglich sei, den „Sozialismus in einem Land“ in Russland aufzubauen, ohne dass die Arbeiterklasse in Europa die Macht ergreift. Diese antimarxistische und nationalistische Theorie sollte die politische Grundlage für die stalinistische Reaktion gegen die Oktoberrevolution bilden.

Auf die Frage, warum er 1923-1924 die politische Macht verlor, wies Trotzki stets subjektive Erklärungen zurück, die die Dinge auf einen Kampf um die „Macht“ und das Aufeinandertreffen verschiedener Persönlichkeiten reduzierten. Hinter dem Wandel in der politischen Ausrichtung der bolschewistischen Führung und der Degeneration der Partei verbargen sich tiefgreifende Verschiebungen im internationalen Gleichgewicht der Klassenkräfte, die immense Auswirkungen auf die politischen und sozialen Beziehungen in der Sowjetunion hatten.

Die Verzögerung der internationalen Revolution förderte in der zahlenmäßig und wirtschaftlich geschwächten sowjetischen Arbeiterklasse eine Stimmung der Desillusionierung. Gleichzeitig festigten diese Niederlagen und die daraus resultierende internationale Isolation die Position einer rasch wachsenden Bürokratie, deren soziale Interessen zunehmend von national orientierten Kräften in der Parteiführung artikuliert wurden. Trotzki erläuterte später die politischen und sozialpsychologischen Prozesse, die im Gange waren, wie folgt:

„Aber doch nicht immer und nicht alles nur für die Revolution, man muss auch an sich denken“ – diese Stimmung wurde übersetzt mit: „Nieder mit der permanenten Revolution!“ Der Widerstand gegen die theoretischen Ansprüche des Marxismus und die politischen Ansprüche der Revolution nahm für diese Menschen allmählich die Form des Kampfes gegen den „Trotzkismus“ an. Unter dieser Flagge vollzog sich die Entfesselung des Kleinbürgers im Bolschewiken. Darin eben bestand mein Verlust der Macht, und das ergab die Form, in der dieser Verlust erfolgte.[10]

Der Aufstieg der sowjetischen Bürokratie führte auch zu einer tiefgreifenden Veränderung der Ausrichtung der Komintern, in der die sowjetische Partei eine dominante Stellung einnahm. Im Dezember 1925 nahm die bolschewistische Partei offiziell das nationalistische Programm zum Aufbau des „Sozialismus in einem Land“ an. Diese Orientierung war ausdrücklich mit der Vorstellung verbunden, dass eine „Periode der friedlichen Koexistenz“ zwischen der Sowjetunion und den kapitalistischen Ländern begonnen habe. Vom Standpunkt der Bürokratie aus bestand die Hauptaufgabe der Komintern immer weniger im Kampf um die Führung der Arbeiterklasse, um die Bourgeoisie zu stürzen. Vielmehr bestand diese Aufgabe darin, wie Stalin es ausdrückte, die Bourgeoisie zu „neutralisieren“ und mögliche militärische Angriffe auf die UdSSR zu verhindern.

Diese nationale Ausrichtung führte zu katastrophalen Niederlagen der Arbeiterklasse. Der erste große Verrat des Stalinismus war die Niederschlagung des britischen Generalstreiks im Mai 1926. Die stalinistische Führung ordnete eine mächtige Bewegung der Arbeiterklasse in einem der wichtigsten imperialistischen Länder den Gewerkschaftsbürokraten und Labourreformisten unter. Der zweite große Verrat war der der chinesischen Revolution von 1925-1927.

Wenn die Machtergreifung der Arbeiterklasse im Jahr 1917 die positive Bestätigung der permanenten Revolution und des Kampfes für eine unabhängige revolutionäre Partei der Arbeiterklasse war, so war die chinesische Revolution eine tragische Bestätigung im negativen Sinne.

In den Jahren 1925–1926 kam es in China zu einer gigantischen revolutionären Bewegung der Arbeiter und Bauern. Doch anstatt die chinesische Arbeiterklasse und ihre Führung auf die Eroberung der Staatsmacht mit Unterstützung der armen Bauernmassen vorzubereiten, verfolgte die stalinisierte Komintern eine Linie, nach der die Kommunistische Partei Chinas ihre gesamte Tätigkeit den Interessen der Guomindang, der Partei der nationalen Bourgeoisie, unterzuordnen hatte. Der KPCh war es nicht einmal erlaubt, die Guomindang zu kritisieren oder eine unabhängige Presse zu betreiben.

Diese Politik der Klassenkollaboration beruhte auf der Wiederbelebung der alten menschewistischen Konzeption einer Revolution in „zwei Phasen“. Nach dieser Auffassung muss die Arbeiterklasse in wirtschaftlich rückständigen Ländern zunächst dazu beitragen, die Bourgeoisie an die Macht zu bringen. Erst nach einer längeren Periode der kapitalistischen Entwicklung sollte die Arbeiterklasse danach streben, selbst die Macht zu übernehmen. In Bezug auf China vertrat Stalin die Auffassung, dass die imperialistische Unterdrückung die Grundlage für einen „Block der vier Klassen“ bilden würde: ein Bündnis zwischen der Arbeiterklasse, der Bauernschaft, dem städtischen Kleinbürgertum und der nationalen Bourgeoisie. Trotzki erklärte:

Es ist ein grober Fehler zu glauben, der Imperialismus schweiße alle Klassen Chinas mechanisch von außen zusammen […] Der Klassenkampf zwischen der Bourgeoisie und den Arbeiter- und Bauernmassen wird durch das imperialistische Joch nicht abgeschwächt, sondern verschärft sich bei jedem ernsteren Konflikt bis hin zum blutigen Bürgerkrieg.[11]

Die Politik der Komintern hatte katastrophale Folgen. Im April 1927 putschte der Guomindang-Führer Chiang Kai-Shek in Schanghai und ließ Zehntausende chinesischer Arbeiter und Kommunisten abschlachten.

Öffentliche Enthauptung eines Kommunisten in Shanghai, April 1927

Der erneute Rückschlag für die internationale Revolution hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die sowjetische Arbeiterklasse, förderte Stimmungen des Konservatismus und der Demoralisierung und stärkte gleichzeitig die soziale und politische Stellung der Bürokratie. Auf dem 15. Parteitag der Kommunistischen Partei im Dezember 1927 wurde die Linke Opposition aus der Partei ausgeschlossen. In den folgenden Wochen wurden Trotzki und praktisch alle anderen Oppositionsführer ins Exil geschickt. Im Laufe des Jahres 1928 wurden Tausende von Oppositionellen vertrieben, verhaftet und entweder ins Exil geschickt oder inhaftiert.

Trotzkis wichtigste Reaktion auf diese Ereignisse war eine systematische Aufarbeitung der strategischen Erfahrungen, die die Arbeiterklasse gerade durchgemacht hatte. Das daraus resultierende Dokument, seine Kritik des Programmentwurfs des 6. Kominternkongresses, ist nicht nur für unsere historische Perspektive, sondern auch für unsere Herangehensweise an die politische Analyse und Entwicklung des IKVI und der WSWS grundlegend.

Grundlegend für Trotzkis Widerlegung der nationalistischen Revision des Marxismus durch den Stalinismus war sein Beharren auf der strategischen Definition unserer Epoche als Epoche des imperialistischen Krieges und der sozialistischen Revolution. In dieser Epoche, die durch die Dominanz der Weltwirtschaft und des Finanzkapitals sowie durch scharfe Umschwünge in der objektiven Situation gekennzeichnet war, kommt der Rolle der revolutionären Führung eine außerordentliche Bedeutung zu. Daher ist die Frage der richtigen strategischen und programmatischen Ausrichtung dieser Führung entscheidend. Trotzki fasste die internationalistischen Prinzipien, die der politischen Orientierung der Internationale zugrunde liegen müssen, wie folgt zusammen:

Ein internationales Programm muss unmittelbar aus der Analyse der Bedingungen und Tendenzen der Weltwirtschaft und des politischen Weltsystems als Ganzem hervorgehen, mit all ihren Verbindungen und Widersprüchen, d. h. mit der gegenseitigen antagonistischen Abhängigkeit ihrer einzelnen Teile. […] In der gegenwärtigen Epoche muss und kann die nationale Orientierung des Proletariats in noch viel größerem Maße als in der vergangenen nur aus der internationalen Orientierung hervorgehen und nicht umgekehrt. Darin besteht der grundlegende und ursächliche Unterschied zwischen der Kommunistischen Internationale und allen Abarten des nationalen Sozialismus.[12]

James P. Cannon, der im Sommer 1928 als Delegierter der amerikanischen Kommunistischen Partei am Komintern-Kongress in Moskau teilnahm, gelangte zufällig in den Besitz einer Kopie dieses Dokuments, studierte es und schmuggelte es aus der UdSSR. Dies markierte die Entstehung der amerikanischen trotzkistischen Bewegung und den Beginn der systematischen Arbeit der Internationalen Linken Opposition.

James P. Cannon (Mitte), mit „Big Bill” Haywood (rechts) und Max Eastman in Moskau, 1922

Trotz des Verrats des Stalinismus und des zunehmend gewaltsamen Vorgehens gegen die Linke Opposition bestand Trotzki in dieser Zeit darauf, dass die Opposition auf eine Reform der Sowjetpartei und der Komintern ausgerichtet sein müsse. Dieser Kurs wurde erst durch eine der größten politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts geändert: die Machtübernahme Hitlers in Deutschland.

Teil 2: 1933 und der Kampf gegen den Faschismus und den Verrat des Volksfrontismus in Frankreich und Spanien

Die verhängnisvolle Rolle, die die KPD und die gesamte Komintern bei der „deutschen Katastrophe“ gespielt haben, machte es notwendig, mit dem Aufbau einer neuen, Vierten Internationale zu beginnen. Diese Neuorientierung war keine subjektive Reaktion auf die dramatischen Ereignisse, sondern beruhte auf einer objektiven Analyse der historischen Entwicklung und der Rolle des Stalinismus.

Es war die Weigerung der KPD, für eine Einheitsfrontpolitik zu kämpfen, die die Arbeiterklasse unter der Führung der KPD im Kampf um die Macht vereinigt hätte, die zur deutschen Katastrophe führte.

Natürlich würde Hobsbawm dies als „Spekulation“ abtun, aber es steht außer Frage, dass Hitler hätte gestoppt werden können. Mit vielen Millionen sozialistischen und kommunistischen Arbeitern verfügte Deutschland über die größte organisierte Arbeiterbewegung der Welt, die ihre Kampfbereitschaft mehr als einmal unter Beweis gestellt hatte und auf eine reiche marxistische Geschichte zurückblicken konnte. Die Arbeiter waren bereit, sich Hitler entgegenzustellen. Bei den letzten einigermaßen freien Wahlen im November 1932 erhielten die beiden großen Arbeiterparteien, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und die Kommunistische Partei, zusammen 37,3 Prozent, weit mehr Stimmen als Hitlers NSDAP (33,1 Prozent). Und die offiziellen Wahlen waren nur ein schwaches Abbild des tatsächlichen Kräfteverhältnisses.

Am 21. März 1933, dem Tag von Potsdam, nimmt der deutsche Reichspräsident Paul von Hindenburg (rechts) die Ernennung des Naziführers Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler an [Photo by Theo Eisenhart/Bundesarchiv, Bild 183-S38324 / CC BY-NC-SA 3.0]

Doch anstatt die Arbeiterklasse auf der Grundlage einer revolutionären Perspektive gegen den Faschismus zu vereinen, vertrat die KPD eine ultralinke Linie, indem sie die Sozialdemokratie mit dem Faschismus gleichsetzte und so die Arbeiterklasse spaltete und verwirrte und große Teile des Kleinbürgertums der faschistischen Demagogie Hitlers auslieferte. Dabei lehnte die KPD nicht nur jede Zusammenarbeit mit der SPD gegen die faschistische Gefahr ab, sondern machte in einigen Fällen sogar gemeinsame Sache mit den Nazis - am infamsten vielleicht, als sie 1931 die von der NSDAP initiierte „Rote Volksabstimmung“ unterstützte, um die SPD-geführte Regierung in Preußen zu stürzen.

Zur Erläuterung der politischen Ziele und der Bedeutung der Politik der Einheitsfront schrieb Trotzki im Mai 1933:

Keinerlei Politik der Kommunistischen Partei hätte die Sozialdemokratie in eine Partei der Revolution verwandeln können. Aber das war auch nicht beabsichtigt. Nötig war es, bis ans Ende den Gegensatz von Reformismus und Faschismus zur Schwächung des Faschismus auszunutzen und gleichzeitig vor den Arbeitern die Untauglichkeit der sozialdemokratischen Führung aufzudecken, um den Reformismus zu schwächen. Beide Aufgaben verschmolzen naturgemäß in eins. Die Politik der Kominternbürokratie aber führte zum umgekehrten Resultat: Die Kapitulation der Reformisten kam den Faschisten und nicht den Kommunisten zugute, die sozialdemokratischen Arbeiter hielten sich an ihre Führer, die kommunistischen Arbeiter verloren den Glauben an sich und ihre Führung.[13]

Die Komintern führte nicht nur eine Politik durch, die Hitlers Weg zur Macht ebnete, sondern verbot auch jede kritische Auseinandersetzung mit den Ereignissen. Die Tatsache, dass die deutsche Katastrophe ohne jeglichen Protest hingenommen wurde, bedeutete, dass die Dritte Internationale als revolutionäres Organ der Arbeiterklasse historisch am Ende war. Der Stalinismus war, wie Trotzki betonte, endgültig in das Lager der bürgerlichen Konterrevolution übergegangen.

Es galt die notwendigen politischen Konsequenzen zu ziehen. Die Perspektive, die Kommunistischen Parteien und die Kommunistische Internationale zu reformieren, war überholt. Wie David North in „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“ feststellt, hatte die „quantitative Anhäufung politischen Verrats [...] zu einer qualitativen Veränderung des Stalinismus geführt. Er war vom bürokratischen Zentrismus zur bewussten Konterrevolution übergegangen.“[14]

Trotzki schrieb in seinem wichtigen programmatischen Artikel „Man muss von neuem kommunistische Parteien und eine Internationale aufbauen“ über den „Wechsel der Orientierung“:

Das Gefährlichste in der Politik ist, Gefangener der eigenen Formulierung zu werden, die gestern richtig war, aber heute jeden Inhalt verloren hat. […] Eine Organisation, die der Donner des Faschismus nicht geweckt hat und die demütig derartige Entgleisungen von Seiten der Bürokratie unterstützt, zeigt dadurch, dass sie tot ist und nichts sie wieder beleben wird. Das offen und mit klarer Stimme zu sagen, ist eine wahrhafte Pflicht gegenüber dem Proletariat und seiner Zukunft. In unserer gesamten zukünftigen Arbeit müssen wir von dem historischen Zusammenbruch der offiziellen KI [Komintern] ausgehen.[15]

Im Mittelpunkt von Trotzkis Arbeit stand die Klärung der politischen und historischen Situation und der sich daraus ergebenden Aufgaben. Nur auf dieser Grundlage konnte die Entwicklung der Linken Opposition als neue politische Führung der Arbeiterklasse vorangetrieben werden. Die Entwicklung eines Kaders ist „nicht eine bloße organisatorische, sondern eine politische Aufgabe: Kader formieren sich auf Grund einer bestimmten Perspektive“, erklärte er im Kapitel „KPD oder Neue Partei“:

Die Losung der Reform der Partei aufzuwärmen heißt: bewusst ein utopisches Ziel zu stecken und dadurch unsere eigenen Kader neuen und immer schärferen Enttäuschungen entgegenzustoßen. Bei einem solchen Kurs würde sich die Linke Opposition nur als ein Anhängsel der sich zersetzenden Partei erweisen und gemeinsam mit ihr von der Szene abtreten.[16]

Während die stalinistische Bürokratie in der Sowjetunion und die stalinisierte Komintern nun immer offener als Gegner der Revolution auftraten, war Trotzkis Politik auf die Entwicklung des internationalen Klassenkampfes und der sozialistischen Weltrevolution ausgerichtet. Trotzki ging es darum, eine korrekte politische Linie auszuarbeiten, um das Bewusstsein der Arbeiterklasse zu heben und sie mit den Erfordernissen der historischen Situation in Einklang zu bringen.

Die gesamte historische Erfahrung zeigt, dass der Faschismus nur durch die unabhängige Mobilisierung der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus bekämpft werden kann. Faschismus ist nicht einfach eine falsche oder schlechte Politik, sondern die Antwort der herrschenden Klasse auf die Krise des kapitalistischen Systems. Wie Trotzki im Januar 1932 in „Was nun?“ schrieb: „Die Reihe ist ans faschistische Regime gekommen, sobald die ‚normalen‘ militärisch-polizeilichen Mittel der bürgerlichen Diktatur mitsamt ihrer parlamentarischen Hülle für die Gleichgewichtserhaltung der Gesellschaft nicht mehr ausreichen.“[17]

In Deutschland stimmten am 24. März 1933 ausnahmslos alle bürgerlichen Parteien für Hitlers Ermächtigungsgesetz und legten damit die „gesetzliche“ Grundlage für die Errichtung der NS-Diktatur. Dabei verfolgte die deutsche Kapitalistenklasse zwei miteinander verbundene Ziele: erstens die Zerschlagung der Arbeiterbewegung und zweitens die Vorbereitung eines weiteren imperialistischen Krieges nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges.

Trotzki führte dies in seinem „Porträt des Nationalsozialismus“ weiter aus:

Die gewaltsame Zusammenfassung aller Kräfte und Mittel des Volkes im Interesse des Imperialismus – die wahre geschichtliche Sendung der faschistischen Diktatur – bedeutet die Vorbereitung des Krieges; diese Aufgabe duldet keinerlei Widerstand von innen und führt zur weiteren mechanischen Zusammenballung der Macht. Den Faschismus kann man weder reformieren noch zum Abtreten bewegen. Ihn kann man nur stürzen. Der politische Kreislauf der Naziherrschaft läuft auf die Alternative hinaus: Krieg oder Revolution.[18]

Als Reaktion auf den Sieg der Nazis in Deutschland wuchs der Widerstand gegen Kapitalismus und Faschismus in der Arbeiterklasse in ganz Europa enorm. Aber auch die revolutionären Offensiven der Arbeiterklasse in Frankreich und Spanien endeten in einer Niederlage. Der Grund für diese Niederlagen war die „Volksfront“-Politik der Komintern, d.h. von Bündnissen der stalinisierten kommunistischen Parteien nicht nur mit sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften, sondern auch mit den führenden kapitalistischen Parteien. Ideologisch wurde dieses Bündnis von den Stalinisten mit dem Argument gerechtfertigt, es gehe darum, die Demokratie gegen den Faschismus zu verteidigen. Aber im Grunde lief es auf die Verteidigung der kapitalistischen Interessen gegen die revolutionären Bestrebungen der Arbeiter hinaus.

Trotzki kämpfte gegen den Standpunkt, dass die Arbeiterklasse im Kampf gegen den Faschismus den vermeintlich demokratischen Flügel der Bourgeoisie unterstützen müsse – oder, wie die heutigen Pseudolinken sagen würden, das „kleinere Übel“. Er tat dies unter dem Gesichtspunkt der Klärung der zentralen politischen Fragen und Aufgaben der Arbeiterklasse.

Francisco Franco

Trotzki schrieb in „Die Spanische Lehre: eine letzte Warnung“:

Der Faschismus ist jedoch nicht feudale, sondern bürgerliche Reaktion. Erfolgreich kann die bürgerliche Reaktion nur mit den Kräften und Methoden der proletarischen Revolution bekämpft werden. Dafür hat der Menschewismus, selbst ein Zweig des bürgerlichen Denkens, kein Verständnis und kann es auch nicht haben.

Der bolschewistische Standpunkt, dem nur die junge Sektion der Vierten Internationale Ausdruck verlieh, ging von der Theorie der permanenten Revolution aus. Selbst rein demokratische Aufgaben wie die Liquidierung des halbfeudalen Grundbesitzes sind ohne Machteroberung durch das Proletariat nicht zu lösen – dies aber stellt die sozialistische Revolution auf die Tagesordnung.[19]

Trotzki entwickelte die notwendige revolutionäre Perspektive und Führung für die Arbeiterklasse in einer ständigen Polemik gegen zentristische politische Tendenzen, die versuchten, einen Mittelweg zwischen den stalinistischen Parteien und der trotzkistischen Bewegung zu finden, d. h. zwischen reformistischer und revolutionärer Politik.

In seinem Artikel „Der Zentrismus und die Vierte Internationale“ erläuterte Trotzki die wichtigsten Merkmale des Zentrismus als politische Tendenz: „Der Zentrismus ist theoretisch formlos und eklektisch; er flieht möglichst theoretische Verpflichtungen und ist (in Worten) geneigt, der ‚revolutionären Praxis‘ den Vorzug zu geben vor der Theorie, ohne zu begreifen, dass allein die marxistische Theorie der Praxis eine revolutionäre Richtung zu geben vermag.“ Ein Zentrist „steht dem revolutionären Prinzip: ‚Aussprechen, was ist‘, voll Widerwillen gegenüber“, und neigt dazu, „die grundsätzliche Kritik mit persönlichem Kombinieren und kleinlicher Diplomatie zwischen Organisationen zu vertauschen“. Seine „Halbheit verbirgt der Zentrist oft mit Hinweisen auf die Gefahr des ‚Sektierertums‘, wobei er unter Sektierertum nicht abstrakt-propagandistische Passivität versteht [...], sondern die aktive Sorge um prinzipielle Sauberkeit und Klarheit der Einstellung, um politische Folgerichtigkeit und organisatorische Geformtheit.“ Und er „begreift nicht, dass man in der heutigen Epoche die nationale revolutionäre Partei nur als Teil der internationalen Partei aufbauen kann“.[20]

Im Spanischen Bürgerkrieg, 1936

Die Sozialisten und Stalinisten hätten die revolutionäre Offensive der spanischen Arbeiterklasse ohne die Hilfe der Anarchosyndikalisten und der zentristischen POUM nicht im Keim ersticken können. Sie bildeten den linken Flügel der Volksfront und traten im entscheidenden Moment in die Regierung ein oder fungierten als ihr linkes Feigenblatt. Damit bahnten sie der Konterrevolution den Weg. 1937 zog Trotzki in seinem Artikel „Die Spanische Lehre – eine letzte Warnung': „Trotz ihrer Absichten war die POUM letzten Endes das Haupthindernis auf dem Wege zur Schaffung einer revolutionären Partei.“ Er fasste die Lehren aus der Rolle der POUM wie folgt zusammen:

Das Problem der Revolution heißt es bis zu Ende, bis in die letzten konkreten Schlussfolgerungen hinein durchdenken. Es heißt die Politik auf die Grundgesetze der Revolution, d. h. auf die Bewegung der einander bekämpfenden Klassen einstellen, und nicht auf die Vorurteile und Ängste der oberflächlichen kleinbürgerlichen Gruppen, die sich „Volks“- und wer weiß was noch für welche Front betiteln. Die Linie des geringsten Widerstandes ist in der Revolution die Linie des größten Zusammenbruchs. Die Furcht vor „Isolierung“ von der Bourgeoisie bedeutet Isolierung von den Massen. Anpassung an die konservativen Vorurteile der Arbeiteraristokratie bedeutet Verrat an den Arbeitern und an der Revolution. Übermäßige „Vorsicht“ ist unheilvollste Unvorsichtigkeit. Das sind die Hauptlehren aus dem Zusammenbruch der ehrlichsten politischen Organisationen in Spanien, will sagen der zentristischen POUM. Die Parteien und Gruppen des Londoner Büros sind weder willens noch imstande, aus der letzten Warnung der Geschichte die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Damit geben sie sich selbst dem Verderben preis.[21]

Die Lehren aus den Erfahrungen mit der Volksfrontpolitik in Frankreich waren auch für die Entwicklung der Vierten Internationale von zentraler Bedeutung. Schriften wie „Wohin geht Frankreich?“ sind wesentliche Grundlagen für unsere Bewegung. Sie verdeutlichen vor allem die entscheidende Bedeutung des subjektiven Faktors in einer sich objektiv entwickelnden revolutionären Situation. Trotzki polemisierte scharf gegen die Haltung der Stalinisten, die „die Theorie der revolutionären Aktion durch die Religion des Fatalismus“ ersetzten und ihre Ausrichtung auf die Bourgeoisie mit der Behauptung rechtfertigten, die Situation sei „nicht revolutionär“. Trotzki schrieb:

Die Diagnose der Kommunistischen Internationale ist grundfalsch. Die Situation ist so revolutionär, wie sie bei einer nichtrevolutionären Politik der Arbeiterparteien nur sein kann. Genauer: Die Situation ist vorrevolutionär. Um diese Situation zur Reife zu bringen, ist sofortige, kühne und unermüdliche Mobilisierung der Massen unter den Losungen der Machteroberung im Namen des Sozialismus notwendig. Dies ist der einzige Weg, auf dem die vorrevolutionäre Situation in eine revolutionäre verwandelt werden kann. Im entgegengesetzten Fall, d.h. wenn man weiter auf der Stelle tritt, wird sich die vorrevolutionäre Situation unausweichlich in eine konterrevolutionäre verwandeln und den Sieg des Faschismus herbeiführen.“[22]

Trotzki betonte die entscheidende Rolle der politischen Vorbereitung bei der Entwicklung der Revolution und erläuterte, worin sie besteht:

Im revolutionären Zusammenschweißen der Massen, in ihrer Befreiung von der Sklavenhoffnung auf die Gnade, Großmut, Loyalität der „demokratischen“ Sklavenhalter, in der Erziehung revolutionärer Kader, imstande, die offizielle öffentliche Meinung gering zu achten und der Bourgeoisie auch nur den zehnten Teil jener Unerbittlichkeit entgegenzubringen, die die Bourgeoisie den Werktätigen gegenüber an den Tag legt.[23]

Auf die Behauptung der Stalinisten, die „Endkrise des kapitalistischen Systems“ habe noch nicht begonnen, antwortete Trotzki:

Der revolutionäre Arbeiter muss vor allem verstehen, dass der Marxismus, die einzige wissenschaftliche Theorie der proletarischen Revolution, nichts mit der fatalistischen Hoffnung auf die „letzte“ Krise gemein hat. Der Marxismus ist seinem Wesen nach eine Anleitung zu revolutionärem Handeln. Der Marxismus ignoriert nicht Willen und Mut, sondern hilft ihnen auf den richtigen Weg.[24]

Er fuhr fort:

Es gibt keine Krise, die von selber für den Kapitalismus „tödlich“ werden könnte. Die Konjunkturschwankungen schaffen lediglich Situationen, in denen es dem Proletariat leichter oder schwerer fällt, den Kapitalismus zu stürzen. Der Übergang von der bürgerlichen zur sozialistischen Gesellschaft hat zur Voraussetzung das Handeln lebender Menschen, die ihre eigene Geschichte gestalten. Dabei gehorchen sie nicht dem Zufall oder ihrer Lust, sondern dem Einfluss bestimmter objektiver Ursachen. Ihre eigenen Handlungen aber – ihre Initiative, Kühnheit, Aufopferung, oder umgekehrt Dummheit und Feigheit – bilden notwendige Glieder in der Kette der historischen Entwicklung.[25]

Diese Fragen sind von brennender Aktualität. Unter Bedingungen, unter denen sich revolutionäre Kämpfe der Arbeiterklasse abzuzeichnen beginnen, beharren die heutigen pseudolinken Organisationen erneut darauf, dass die Situation „nicht revolutionär“ sei und dass die Arbeiter daher keine revolutionäre sozialistische Perspektive und Führung bräuchten, sondern ihre Aktionen auf den bestehenden Rahmen der bürgerlich-kapitalistischen Politik beschränken müssten.

Im Gegensatz zu den sozialdemokratischen und stalinistischen Parteien der 1930er Jahre verfügen sie nicht über eine Massenbasis in der Arbeiterklasse und können in keiner Weise als Arbeiterorganisationen bezeichnet werden. Der wesentliche Klasseninhalt und die politische Ausrichtung dieser Volksfrontpolitik sind jedoch dieselben. Während sich die herrschende Klasse insgesamt zunehmend dem Faschismus und der Diktatur zuwendet, erklären pseudolinke Organisationen, dass die Arbeiterklasse die angeblich „demokratischeren“ Vertreter der Bourgeoisie unterstützen muss. Sie sind so selbst Teil der rechten, konterrevolutionären Verschwörung gegen die Arbeiterklasse.

Nur das IKVI stützt seine Politik auf die Lehren aus den 1930er Jahren. Heute wie damals erfordert der Kampf gegen Faschismus und Krieg die unabhängige politische Mobilisierung der Arbeiterklasse. Sie muss sich auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Klasseninteressen international gegen den Kapitalismus und seine politischen Verteidiger und für den Sozialismus zusammenschließen. Die Frage der politischen Führung ist dabei entscheidend und kann nur durch eine klare politische Abrechnung mit den konterrevolutionären Erfahrungen der 1930er Jahre und insbesondere mit dem Charakter des Stalinismus gelöst werden.

Teil 3: Politischer Völkermord in der UdSSR und die konterrevolutionäre Rolle des Stalinismus

Während die Bürokratie die revolutionären Kämpfe der Arbeiterklasse in Europa unterdrückte, begann sie mit einer Kampagne des Massenmords an Revolutionären innerhalb und außerhalb der Grenzen der UdSSR. Am 19. August 1936 begann in Moskau der erste von drei Schauprozessen. In diesen Prozessen wurden die prominentesten Führer der Oktoberrevolution, von denen viele Oppositionelle gewesen waren, wegen „konterrevolutionärer Aktivitäten“ angeklagt. Sie wurden gezwungen, falsche Geständnisse abzulegen, und vor ihrer Hinrichtung öffentlich durch den Dreck gezogen. Die Hauptangeklagten waren Leo Trotzki und sein Sohn und enger Mitarbeiter Lew Sedow. Trotzki reagierte auf die Prozesse mit der Einsetzung der unabhängigen Dewey-Kommission. So äußerte sich Trotzki im Januar 1937 zu den Prozessen in einer kurzen Rede, in der er die Einsetzung dieser Kommission ankündigte.

Leo Trotzki spricht zu den Moskauer Prozessen, 30. Januar 1937

Die Dewey-Kommission befand ihn und alle anderen Angeklagten des Prozesses für „nicht schuldig“.

Wenn wir über den Terror sprechen, verwenden wir den Begriff „politischer Völkermord“. Dies ist nicht einfach ein Versuch, moralische Empörung auszudrücken. Der Begriff hat eine ganz bestimmte politische und historische Bedeutung. Was in der zweiten Hälfte der 1930er und Anfang der 1940er Jahre geschah, war ein systematischer und gezielter Versuch, die Träger der marxistischen und sozialistischen Kultur, die die Grundlage für die Entwicklung der internationalen Arbeiterbewegung während einer ganzen historischen Periode gebildet hatte, physisch zu zerstören. Trotzki erklärte den „sozialen und politischen Sinn“ hinter diesem Akt des Massenmords:

Die regierende Schicht hat all jene aus ihrer Mitte ausgeschieden, die sie an die revolutionäre Vergangenheit erinnerten, an die Prinzipien des Sozialismus, an Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, an die ungelösten Fragen der Weltrevolution. Die bestialische Grausamkeit bei der Abrechnung verrät den Hass, den die privilegierte Kaste gegen Revolutionäre hegt.[26]

Diese Kampagne des Massenmords an sowjetischen Revolutionären wurde durch die physische Vernichtung großer Teile der Kommunistischen Internationale, einschließlich der Mehrheit der Mitglieder der Polnischen Kommunistischen Partei, ergänzt. Auf internationaler Ebene wurde sie durch Attentate auf Revolutionäre in Spanien ergänzt.

Es wäre falsch zu behaupten, dass der Terror, der zur Ermordung von mindestens einer Million Menschen und zur Verhaftung und Inhaftierung von vielen weiteren führte, nur Sozialisten und Trotzkisten betraf. Es ist jedoch eine dokumentarisch nachweisbare, historische Tatsache, dass revolutionäre Arbeiter, sozialistische Intellektuelle und vor allem Trotzkisten ihre Hauptzielgruppe waren. Die Tausenden von Revolutionären, die in den 1920er Jahren Dokumente der Opposition unterzeichnet hatten, wurden systematisch aufgespürt, verhaftet und hingerichtet. Unter ihnen befanden sich Hunderte von Trotzkisten, deren Namen und Werke bis heute weitgehend unbekannt sind, die aber nie vor dem Stalinismus kapitulierten und den Kampf für den Sozialismus bis zum Tag ihrer Hinrichtung fortsetzten. In vielen Fällen wurden auch ihre Familien, einschließlich ihrer minderjährigen Kinder, verhaftet und ermordet.

Auf diesem Bild zum Beispiel ist unten links das Deckblatt für eine dieser „Erschießungslisten“ zu sehen. Er wurde von mehreren Mitgliedern des Politbüros unterzeichnet, darunter Stalin, Molotow, Kaganowitsch und Woroschilow.

Deckblatt einer Erschießungsliste vom Mai 1937 mit den Unterschriften von Stalin, Molotow, Kaganowitsch und Woroschilow

Dieses Bild zeigt eine Seite aus einer solchen Liste. Auf ihr standen mehrere führende Bolschewiken und ehemalige Oppositionelle, darunter Michail Boguslawski.

Eine Seite aus einer Erschießungsliste mit 24 Personen, darunter, ganz oben, Michail Boguslawski, ein alter Bolschewik und linker Oppositioneller in den 1920er Jahren

Diese Liste gibt einen Überblick über die Gesamtzahl der Personen, die zwischen dem 7. September 1937 und dem 3. Mai 1938 auf der Grundlage solcher Erschießungslisten zum Tode oder zum Gefängnis verurteilt wurden. Daraus geht hervor, dass z. B. am 3. Januar 1938 insgesamt 2.771 Personen auf diese Weise „verurteilt“ wurden. Davon wurden 2.548 zur Erschießung und 223 zur Inhaftierung verurteilt.

Seite aus einer Erschießungsliste, in der die Anzahl der von Mitgliedern des Politbüros zwischen dem 7. September 1937 und dem 3. Mai 1938 zum Tode und zu Gefängnisstrafen verurteilten Personen aufgeführt ist

Es kam zu einer sehr gezielten Verfolgung von aktiven und ehemaligen linken Oppositionellen. Der Geheimdienst erstellte in den 1920er Jahren detaillierte Listen der Unterzeichner von Oppositionsplattformen, in denen ihre Namen, Geburtstage, Berufsorte und die Jahre ihres Parteibeitritts angegeben waren. Um nur eine der herausragenden, aber wenig bekannten Persönlichkeiten zu nennen, die ermordet wurden: Boris Eltsin war Generalsekretär der Opposition in den Jahren 1928–1929 und eine der herausragendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der russischen Arbeiterbewegung. Er trat der Bewegung 1897 bei, also noch vor der Gründung der Sozialdemokratischen Partei Russlands (1898).

Er war revolutionärer Kämpfer in allen drei russischen Revolutionen, und nicht nur er, sondern auch alle drei seiner Kinder kämpften in der Opposition. Die Art und Weise, wie er ermordet wurde, steht stellvertretend für diejenigen, die nie kapituliert haben. Nach seiner Verhaftung führte er einen Hungerstreik in einem Lager an, obwohl er bereits über 60 Jahre alt und gesundheitlich sehr angeschlagen war. Er und andere Streikführer wurden im November 1937 hingerichtet. Sein Sohn, Viktor Eltsin, war ein ehemaliger Sekretär Trotzkis und ebenfalls ein führender Oppositioneller. Nur vier Monate später wurde er zusammen mit hundert anderen Trotzkisten ermordet, nachdem er in einem anderen Lager, in Workuta, einen Hungerstreik angeführt hatte. Ich möchte betonen, dass diese Hungerstreiks kein Zeichen der Verzweiflung war, sondern ein Akt des heroischen Widerstands: Es war das einzige Mittel, das den Trotzkisten in der Sowjetunion blieb, um zu zeigen, dass sie unnachgiebige Gegner des Stalinismus und Kämpfer für die Sache der Arbeiterklasse blieben.

Verbannte Führer der sowjetischen Linken Opposition im Jahr 1928, darunter Viktor Borisowitsch Eltsin (oben rechts) und Igor Posnanski (Mitte links). [Photo: MS Russ 13 (T 1086), Houghton Library, Harvard University, Cambridge, Massachusetts]

Das nächste Bild vermittelt einen Eindruck vom Ausmaß des Terrors und auch von der Tatsache, dass dieser in der ehemaligen Sowjetunion nicht wirklich aufgearbeitet wurde. Dies ist der prominenteste Schauplatz des Terrors außerhalb von Moskau. Ein großer Teil der sowjetischen Regierung und der bolschewistischen Führung wurde hier hingerichtet und begraben. Die Ausgrabungsarbeiten wurden erst nach 1991 begonnen und erst 2021, kurz vor Beginn des Ukraine-Krieges, abgeschlossen. Es gibt noch viele weitere solcher Erschießungsstätten, darunter viele, an denen es keine Gedenkstätten gibt und an denen – 85 Jahre nach dem Höhepunkt des Terrors – noch keine Ausgrabungsarbeiten stattgefunden haben.

Tafeln mit den Namen der Opfer, die auf dem Schießplatz Kommunarka bei Moskau hingerichtet wurden (WSWS Media)

Der Massenmord an Trotzkisten hatte internationale Dimensionen. Mehrere herausragende Führer der trotzkistischen Bewegung in Europa, darunter Erwin Wolf, Rudolf Klement und Trotzkis Sohn Lew Sedow, wurden ermordet. Diese Kampagne des Massenmords gipfelte in dem politischen Verbrechen des Jahrhunderts: der Ermordung Leo Trotzkis im August 1940 in Mexiko durch einen stalinistischen Agenten.

Die Nachwirkungen dieses politischen Völkermordes waren das ganze 20. Jahrhundert hindurch zu spüren und wirken bis heute nach. Im Jahr 1937, auf dem Höhepunkt des Terrors, fasste Leo Trotzki die verheerenden Auswirkungen des Stalinismus auf das Bewusstsein der Arbeiterklasse zusammen. Er schrieb: „Niemand, Hitler inbegriffen, hat dem Sozialismus so tödliche Schläge versetzt wie Stalin“. Er fügte hinzu:

[D]ie Geschichte wird keinen Tropfen Blut verzeihen, der dem neuen Moloch der Willkür und der Privilegien geopfert wurde. [...] Die Revolution wird alle Geheimschränke öffnen, alle Prozesse nachprüfen, die Verleumdeten freisprechen, den Opfern der Willkür Denkmäler errichten und die Namen der Henker mit ewigem Fluch bedecken. Stalin wird von der Bildfläche treten, belastet mit allen Verbrechen, die er begangen hat – nicht nur als Totengräber der Revolution, sondern auch als die unheilvollste Figur der menschlichen Geschichte.[27]

Ungeachtet der Brutalität und des historischen Ausmaßes der stalinistischen Verbrechen trug Trotzkis Analyse der Rolle Joseph Stalins als Individuum oder der sowjetischen Bürokratie insgesamt nie einen subjektiven Charakter. Die monströse Rolle Stalins war nur auf der Grundlage der gesellschaftlichen Kräfte, deren Interessen er vertrat, zu verstehen.

Nur zwei Wochen vor Beginn des ersten Moskauer Prozesses hatte Trotzki das Manuskript seines Buches „Die verratene Revolution“ fertiggestellt. Diese Arbeit erwies sich als grundlegend für die historische und programmatische Ausrichtung der Vierten Internationale. Im Gegensatz zu der impressionistischen Art und Weise, wie demoralisierte Radikale aus der Mittelschicht auf den Aufstieg des Stalinismus reagierten, unterzog Trotzki die bürokratische Degeneration der Sowjetunion einer wissenschaftlichen, historisch-materialistischen Analyse.

Die Bedingungen der internationalen Isolation und der wirtschaftlichen Rückständigkeit, mit denen der Arbeiterstaat nach 1917 konfrontiert war, hatten eine Bürokratie entstehen lassen, die die politische Macht vom Proletariat an sich gerissen hatte, und die über weitreichende soziale Privilegien verfügte. Soziologisch gesehen war die Position dieser Bürokratie die einer privilegierten Kaste, nicht die einer sozialen Klasse. Im Gegensatz zur sozioökonomischen Stellung der Bourgeoisie beruhten die Privilegien der Bürokratie nicht auf dem Eigentum an den Produktionsmitteln. Vielmehr beruhten sie darauf, dass die Bürokratie sich die Staatsmacht von der Arbeiterklasse, welche die Kontrolle über die Produktionsmittel in der Oktoberrevolution übernommen hatte, durch Usurpation aneignete.

Trotzki lehnte es ab, Kategorien wie „Sozialismus“ und „Kapitalismus“ auf vereinfachende und ahistorische Weise zu verwenden. Er erklärte, die Sowjetunion sei eine „Übergangsgesellschaft“, deren Schicksal die Geschichte noch nicht endgültig festgelegt habe. Er schrieb:

Die Oktoberrevolution ist von der herrschenden Schicht verraten, aber noch nicht gestürzt worden. Sie besitzt eine große Widerstandskraft, die mit den geschaffenen Eigentumsverhältnissen, der lebendigen Kraft des Proletariats, dem Bewusstsein seiner besten Elemente, der ausweglosen Lage des Weltkapitalismus und der Unvermeidlichkeit der Weltrevolution zusammenfällt.[28]

Die Sowjetunion blieb ein Arbeiterstaat, wenn auch ein Arbeiterstaat, der sich im Prozess einer weitreichenden bürokratischen Degeneration befand. Innerhalb dieses Arbeiterstaates und der Arbeiterbewegung im weiteren Sinne fungierte die stalinistische Bürokratie als konterrevolutionäre Agentur des Imperialismus. Trotzki erkannte, dass unter diesen Bedingungen die einzige Möglichkeit für die Arbeiterklasse, die Errungenschaften der Oktoberrevolution zu verteidigen, darin bestand, die Bürokratie in einer politischen Revolution, als Teil eines Kampfes zur internationalen Ausdehnung der Revolution, zu stürzen. Ohne eine solche politische Revolution, so warnte Trotzki, ist ein „Rückfall in den Kapitalismus durchaus möglich“.

Tatsächlich warnte Trotzki ein halbes Jahrhundert, bevor die sowjetische Bürokratie 1985 zur Restauration des Kapitalismus überging, dass ein möglicher Entwicklungsweg darin bestehen werde, dass die Bürokratie sich in eine neue besitzende Klasse verwandeln und den Sowjetstaat zerstören werde. Die kapitalistische Restauration war jedoch keine ausgemachte Sache. „Letzten Endes“, schrieb Trotzki, „wird die Frage sowohl auf nationaler wie internationaler Arena durch den Kampf der lebendigen sozialen Kräfte entschieden werden“ [Ebd.].

Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow, zweiter von rechts, und US-Präsident Ronald Reagan, zweiter von links, zu Beginn einer Reihe von Gesprächen, 11. Oktober 1986 in Reykjavik, Island [AP Photo/Ron Edmonds]

Diese wissenschaftlich fundierte Position unterschied das IKVI historisch von allen kleinbürgerlichen Tendenzen, die behaupten, „sozialistisch“ oder gar „trotzkistisch“ zu sein. Sowohl die Pablisten als auch die Staatskapitalisten schrieben der sowjetischen Bürokratie, wenn auch auf unterschiedliche Weise, eine Rolle zu, die sie nicht besaß. Die Staatskapitalisten verkündeten, dass die Bürokratie eine neue herrschende Klasse sei. Die Pablisten ihrerseits schrieben der Bürokratie eine revolutionäre Rolle zu und behaupteten, dass sie unter Druck gesetzt werden könne, den Sozialismus in der UdSSR durch „Selbstreform“ zu „realisieren“.

Obwohl sie zu scheinbar gegensätzlichen Schlussfolgerungen gelangten, waren beide Positionen letztlich in den sozialen Interessen kleinbürgerlicher Schichten verwurzelt, die die Perspektive der Oktoberrevolution ablehnten und die Arbeiterklasse als revolutionäre Kraft abschrieben. Sie gingen auch mit einer Verharmlosung oder völligen Leugnung der konterrevolutionären Rolle des Stalinismus und einer Vertuschung seiner schlimmsten Verbrechen einher.

Die Rolle der Pablisten als historische Komplizen des Stalinismus und des Imperialismus zeigte sich unwiderlegbar in ihrem gewaltsamen Widerstand gegen die vom Internationalen Komitee durchgeführte Untersuchung der Ermordung von Leo Trotzki. Und die Führer der heutigen Anhänger des Staatskapitalismus in den USA, die Democratic Socialists of America, feiern offen die stalinistische Ermordung Trotzkis.

Im Kampf gegen den nationalen Opportunismus und Revisionismus waren in der gesamten Geschichte der Vierten Internationale die Aufdeckung der Verbrechen des Stalinismus und die Verteidigung von Trotzkis wissenschaftlicher Analyse des stalinistischen Verrats am Oktober von zentraler Bedeutung. Auf der Grundlage dieser Analyse war das IKVI in der Lage, die Restauration des Kapitalismus durch die stalinistische Bürokratie in den Jahren 1985–1991 vorauszusehen und den Kampf dagegen aufzunehmen. So hat die trotzkistische Bewegung im Gegensatz zu einer Vielzahl kleinbürgerlicher Ex-Linker auf den letztendlichen Zusammenbruch des Stalinismus und die Zerstörung des Arbeiterstaates nicht mit einer Abkehr von der Perspektive des Sozialismus reagiert.

Im Gegenteil. Das IKVI reagierte auf 1991, indem es in Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Historiker Vadim Rogovin eine konzertierte Kampagne zur Aufdeckung und Verteidigung der historischen Wahrheit über den Kampf der Linken Opposition gegen den Stalinismus und die gesamte Geschichte der trotzkistischen Bewegung entwickelte. Diese Kampagne zu beginnen, war eine strategische Entscheidung: Wir erkannten, dass der Kampf um die historische Wahrheit die Grundlage für die Wiederbelebung des marxistischen Bewusstseins und einer sozialistischen Kultur in der Arbeiterklasse sein würde, und dass neue Generationen von Revolutionären auf dieser Grundlage ausgebildet werden mussten. Die Werke, die das IKVI auf dieser Grundlage hervorgebracht hat, füllen mehrere Bände und Hunderte, wenn nicht Tausende von Artikeln auf der World Socialist Web Site.

Vadim Rogovin bei einer Vorlesung an der Universität Bochum im Jahr 1996. Im Hintergrund: Peter Schwarz

Die Arbeit, die das IKVI in dieser Hinsicht geleistet hat und immer noch leistet, unterstreicht vor allem die außerordentliche Weitsicht und historische Bedeutung von Trotzkis Kampf für die Vierte Internationale. Wie David North in seiner Rede „Trotzkismus versus Stalinismus“ im August 1987 feststellte, gelang es Trotzki mit der Gründung der Vierten Internationale inmitten der Massenmordkampagne der stalinistischen Bürokratie „die historische Kontinuität des Marxismus zu sichern und künftigen Generationen der Arbeiterklasse eine Weltpartei zu hinterlassen, die das große theoretische Erbe und die enorme praktische Erfahrung der internationalen Arbeiterbewegung verkörpert“.[29]

Teil 4: Die Gründung der Vierten Internationale und der Kampf gegen den imperialistischen Krieg

In „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“ erklärte David North: „Die Gründung der Vierten Internationale im September 1938 war der Höhepunkt in Trotzkis Leben als Marxist und proletarischer Revolutionär.“[30]

Dies war auch Trotzkis eigene Einschätzung. Am 25. März 1935 notierte er in seinem Tagebuch:

[D]er Zusammenbruch zweier Internationalen hat ein Problem entstehen lassen, zu dessen Lösung kein einziger Führer dieser Internationalen auch nur im Geringsten geeignet ist. Im Vollbesitz schwerwiegender Erfahrungen, bin ich durch die besonderen Umstände meines persönlichen Schicksals mit diesem Problem konfrontiert. Gegenwärtig gibt es niemanden außer mir, der die Aufgabe erfüllen könnte, die neue Generation mit der Kenntnis der Methode der Revolution über die Köpfe der Führer der Zweiten und Dritten Internationale hinweg auszurüsten.[41]

Das vielleicht zentralste Element der „Methode der Revolution“ besteht darin, dass der Marxismus in die Arbeiterklasse gebracht werden muss, und dass die revolutionäre Führung nicht das Produkt eines unbewussten, spontanen Prozesses ist. Der erste Satz des Programms, das auf der Gründungskonferenz der Vierten Internationale 1938 in Paris verabschiedet wurde und den Titel „Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der Vierten Internationale trägt, fasst diese Frage in ihrer ganzen Bedeutung und Tiefe zusammen: „Die politische Weltlage als Ganzes ist vor allem durch eine historische Krise der proletarischen Führung gekennzeichnet.“[32]

David North schreibt dazu in „Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert“:

Trotzki erfasste mit diesen Worten nicht nur die Lage im Jahr 1938, sondern das politische Kernproblem der modernen Geschichte. Die objektiven Voraussetzungen für die Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus – der internationale Entwicklungsstand der Produktivkräfte, das Vorhandensein einer revolutionären Klasse – waren gegeben. Doch die Revolution war nicht einfach das zwangsläufige Ergebnis objektiver wirtschaftlicher Voraussetzungen. Sie setzte voraus, dass die Arbeiterklasse auf der Grundlage eines sozialistischen Programms und bewaffnet mit einem klar ausgearbeiteten strategischen Plan politisch bewusst in den historischen Prozess eingreift. Die revolutionäre Politik der Arbeiterklasse durfte nicht weniger bewusst sein als die konterrevolutionäre Politik der Kapitalistenklasse, deren Sturz sie anstrebte. Hierin lag die historische Bedeutung der revolutionären Partei.[33]

Die Gründung der Vierten Internationale beruhte auf wissenschaftlichen und prinzipiellen Überlegungen und entsprang einer historischen Notwendigkeit. Im ersten Abschnitt des Übergangsprogramms stellt Trotzki fest, dass die objektiven Voraussetzungen für eine sozialistische Revolution „schon seit langem am höchsten Punkt angelangt [sind], der unter dem Kapitalismus erreicht werden kann“.[34]

Die Produktivkräfte der Menschheit haben aufgehört zu wachsen. Neue Erfindungen und technische Neuerungen vermögen bereits nicht mehr zu einer Hebung des materiellen Wohlstands beizutragen. Unter den Bedingungen der sozialen Krise des gesamten kapitalistischen Systems bürden Konjunkturkrisen den Massen immer größere Entbehrungen und Leiden auf. Die wachsende Arbeitslosigkeit vertieft wiederum die staatliche Finanzkrise und unterhöhlt die zerrütteten Währungen. Demokratische wie faschistische Regierungen taumeln von einem Bankrott in den anderen […] Die Bourgeoisie ist sich selbstverständlich der tödlichen Gefahr bewusst, die ein neuer Krieg für ihre Herrschaft bedeutet. Aber diese Klasse ist heute noch unendlich weniger imstande, den Krieg abzuwneden, als am Vorabend von 1914.

Alles Gerede, dass die geschichtlichen Bedingungen noch „nicht reif“ seien für den Sozialismus, ist ein Erzeugnis von Unwissenheit oder bewusstem Betrug. Die objektiven Voraussetzungen für die proletarische Revolution sind nicht nur „reif“, sondern beginnen bereits zu verfaulen. Ohne eine sozialistische Revolution, und zwar in der nächsten geschichtlichen Periode, droht der gesamten menschlichen Kultur eine Katastrophe. Alles hängt nunmehr vom Proletariat ab, das heißt vor allem von seiner revolutionären Vorhut. Die geschichtliche Krise der Menschheit läuft auf die Krise der revolutionären Führung hinaus.[35]

Damit polemisierte Trotzki auch gegen zentristische Tendenzen, die mit allerlei subjektiven Argumenten die Gründung der Vierten Internationale ablehnten. Die Zentristen erklärten zwar, mit Trotzkis Analyse des Stalinismus und seiner politischen Perspektive übereinzustimmen, hielten die Gründung der Vierten Internationale aber entweder für verfrüht oder aussichtslos oder für beides. Eines ihrer Hauptargumente war, dass die trotzkistische Bewegung zu klein und zu isoliert sei, um eine neue Internationale zu „proklamieren“. Eine neue Partei könne nur aus „großen Ereignissen“ hervorgehen

Darauf antwortete Trotzki:

Die Vierte Internationale ist bereits aus großen Ereignissen hervorgegangen: den größten Niederlagen des Proletariats in der Geschichte. Verursacht wurden diese Niederlagen durch die Entartung und den Verrat der alten Führung. Der Klassenkampf duldet keine Unterbrechung. Die Dritte Internationale ist nach der Zweiten für die Revolution tot. Es lebe die Vierte Internationale!

Aber ist es schon an der Zeit, sie zu proklamieren? - die Skeptiker geben sich nicht zufrieden. Die Vierte Internationale, antworten wir, braucht nicht „proklamiert“ zu werden. Sie besteht und kämpft. Ist sie schwach? Ja, ihre Reihen sind noch wenig zahlreich. Es sind bislang vorwiegend Kader. Aber diese Kader sind die einzigen Bürgen der Zukunft. Außer diesen Kadern gibt es auf unserem Planeten keine einzige revolutionäre Tendenz, die dieses Namens würdig wäre. Ist unsere Internationale zahlenmäßig auch noch schwach, so ist sie doch stark aufgrund ihrer Lehre, ihres Programms, ihrer Tradition und der unvergleichlichen Festigkeit ihrer Kader. Wer das heute nicht erkennt, der bleibe noch abseits. Morgen wird es deutlicher werden.[36]

Wie die Socialist Equality Party (US) in ihrem Dokument zu den historischen Grundlagen feststellt, würde die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigen, „dass es korrekt war, von der Vierten Internationale als einzig wahrer revolutionärer Führung auszugehen“.[37] Die entscheidende Aufgabe unserer Epoche besteht darin, die Kluft zwischen der Reife der objektiven Situation und der politischen Reife der Arbeiterklasse und ihrer Avantgarde zu überwinden.

Um dieses strategische Ziel zu erreichen, entwickelte das Übergangsprogramm eine Reihe von wirtschaftlichen und politischen Forderungen: eine gleitende Lohnskala, die Verstaatlichung der Industrie, der Banken und der Landwirtschaft, die Bewaffnung des Proletariats, die Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung. Diese Übergangsforderungen sollten eine Brücke schlagen zwischen dem Bewusstsein der Arbeiterklasse und der endgültigen revolutionären Aufgabe, vor der sie stand – der Eroberung der Macht durch das Proletariat.

Die Forderungen hatten ein zentrales Ziel: die Entwicklung des revolutionären Bewusstseins der Arbeiterklasse. Sie waren keineswegs als Rechtfertigung für opportunistische Manöver oder die Anpassung an das vorhandene Bewusstsein der Arbeiter gedacht. „Das Programm muss eher die objektiven Aufgaben der Arbeiterklasse als die Rückständigkeit der Arbeiter ausdrücken“, betonte Trotzki. „Es muss die Gesellschaft so widerspiegeln, wie sie ist, und nicht die Rückständigkeit der Arbeiterklasse. Es ist ein Werkzeug, die Rückständigkeit zu überwinden und zu besiegen.“[38]

Leo Trotzki, Gründer der Vierten Internationale

Es ist eine historische Tatsache, dass nur die trotzkistische Bewegung den Charakter des Zweiten Weltkriegs verstanden und dafür gekämpft hat, die Arbeiterklasse mit einem klaren Verständnis der Situation und dem notwendigen Programm auszustatten. Nur sie setzte der Kriegskarte der Bourgeoisie die Karte des Klassenkampfes für die proletarische Weltrevolution entgegen. Dabei ging es nicht darum, ein paar radikale Slogans zu propagieren. Es ging um die ständige Verteidigung des Marxismus und auf dieser Grundlage den Aufbau einer revolutionären Führung und eines revolutionären Kaders.

In seinem Essay „Trotzkis letztes Jahr“ gibt David North einen eindrucksvollen Überblick über die intensive Arbeit Trotzkis und der Vierten Internationale unmittelbar nach ihrer Gründung. Von besonderer Bedeutung war Trotzkis berühmter „letzter Kampf“ gegen die Minderheitsfraktion in der amerikanischen Socialist Workers Party (SWP) unter Führung von James Burnham, Max Shachtman und Martin Abern. Diese reagierten auf die Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts im August 1939, indem sie die Bezeichnung der Sowjetunion als entarteter Arbeiterstaat widerriefen.

Dies war nicht nur eine semantische Frage, mit welchen Worten der sowjetische Staat charakterisiert werden sollte. Wie David North schreibt, nahm der Streit „viele der schwierigsten Fragen der revolutionären Strategie, des Programms und der Perspektive vorweg, die sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg stellen sollten“.[39]

Auf dem Spiel standen die grundlegendsten Fragen der Perspektive und Methode: die Bewertung der Epoche als Epoche der sozialistischen Revolution, die Rolle der Arbeiterklasse als revolutionäre Kraft, die in der Lage ist, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, der Charakter der Oktoberrevolution und der der Sowjetbürokratie sowie die marxistische Methode. War die Bürokratie eine parasitäre Kaste, deren dominante und reaktionäre Rolle eine Folge der Rückständigkeit und Isolation der Sowjetunion und der internationalen Niederlagen der Arbeiterklasse war, oder war sie eine neue Ausbeuterklasse, deren Entstehen der Marxismus nicht vorhergesehen hatte?

Die Positionen von Burnham, Shachtman und Abern lehnten im Wesentlichen die Oktoberrevolution und das gesamte sozialistische Projekt ab. Sie spiegelten einen scharfen Rechtsruck einer ganzen Schicht von Professoren und Intellektuellen aus der Mittelschicht wider und nahmen ihn vorweg. Deren wichtigste Schlussfolgerung aus den Niederlagen der Arbeiterklasse war, dass die Arbeiterklasse und der Marxismus gescheitert waren – und nicht, dass die Führung Verrat begangen hatte.

In seinem allerletzten Artikel „Klasse, Partei und Führung“ befasste sich Trotzki mit genau dieser Frage und charakterisierte diejenigen, die versuchten, die Niederlage der Spanischen Revolution auf die Arbeitermassen abzuwälzen.

Diese Philosophie der Ohnmacht, die versucht, Niederlagen als notwendige Glieder in der Kette überirdischer Entwicklungen hinzunehmen, ist total unfähig, Fragen nach solch konkreten Faktoren wie Programmen, Parteien, Persönlichkeiten, die die Organisatoren der Niederlagen waren, überhaupt aufzuwerfen, und weigert sich, dies zu tun. Diese Philosophie des Fatalismus und der Schwäche ist dem Marxismus als der Theorie der revolutionären Aktion diametral entgegengesetzt.[40]

Unter den Bedingungen des Krieges und des Verrats des Stalinismus rückten diese „Philosophen der Ohnmacht“ stark nach rechts und wurden zu einer neuen und entschiedenen Stütze des Kapitalismus und Imperialismus. Im Fall von Burnham und Shachtman war diese Entwicklung besonders deutlich. Während ersterer zum Befürworter eines nuklearen Präventivkriegs gegen die UdSSR und zu einem der wichtigsten Ideologen der Neokonservativen wurde, wurde letzterer politischer Berater der antikommunistischen AFL-CIO-Bürokratie und unterstützte verbrecherische imperialistische Operationen und Kriege wie die von der CIA inszenierte Invasion der Schweinebucht auf Kuba und die US-Bombardierung Nordvietnams.

Max Shachtman (1904-1971) [Photo: Marxists.org]

In seinem Aufsatz stellt North fest, dass Trotzki – zur Überraschung von Burnham und Shachtman – die Frage der dialektischen Logik in die Diskussion einbrachte. Burnham, Professor für Philosophie an der New York University, lehnte die dialektische Methode rundweg ab. Shachtman erklärte, er interessiere sich nicht für philosophische Fragen und sei nicht besonders daran interessiert, das Verhältnis des dialektischen Materialismus zur revolutionären Politik zu erörtern. Trotzki bestand jedoch auf der Bedeutung der Dialektik als Methode zur Analyse und zum Verständnis der objektiven Realität im Hinblick auf die revolutionäre Aktion. North geht auf diesen wichtigen Punkt näher ein:

Eine wissenschaftliche Perspektive zu entwickeln, die für die politische Orientierung der Arbeiterklasse notwendig war, erforderte die Analyse einer komplexen, widersprüchlichen und sich daher rasch verändernden sozioökonomischen und politischen Situation auf einem Niveau, das auf Grundlage der formalen Logik, verwässert mit pragmatischem Impressionismus, schlicht nicht zu erreichen war. Obwohl er für sich in Anspruch nahm, auf dem Gebiet der Philosophie über eine gewisse Expertise zu verfügen, mangelte es Burnham an einer wissenschaftlichen Methode. Dieser Mangel kam in besonders vulgärer Art und Weise darin zum Ausdruck, dass Burnhams Analyse der sowjetischen Gesellschaft und Politik über keinerlei historischen Inhalt verfügte und weitgehend auf der impressionistischen Beschreibung von Phänomen basierte, die an der Oberfläche der Gesellschaft sichtbar wurden. Burnhams pragmatische und auf den gesunden Menschenverstand gestützte Herangehensweise an komplexe sozioökonomische und politische Prozesse war auf theoretischer Ebene wertlos. Er stellte die existierende Sowjetunion einem Idealbild gegenüber, das er sich unter einem echten Arbeiterstaat vorstellte. Er versuchte nicht, den historischen Prozess und den Konflikt der sozialen und politischen Kräfte auf nationaler und internationaler Ebene zu erklären, die der Degeneration zugrunde lagen.[41]

Auf der Grundlage der Verteidigung dieser historischen, philosophischen und politischen Methode, d.h. des Marxismus, waren Trotzki und die Vierte Internationale in der Lage, den Charakter des Zweiten Weltkriegs zu analysieren und die Perspektive der sozialistischen Weltrevolution zu entwickeln.

Das „Manifest der Vierten Internationale zum imperialistischen Krieg“, das von der Dringlichkeitskonferenz der Vierten Internationale vom 19. bis 26. Mai 1940 verabschiedet wurde, erklärte den imperialistischen Charakter des Zweiten Weltkriegs:

Er folgt unerbittlich aus den Widersprüchen der internationalen kapitalistischen Interessen. Entgegen den offiziellen Fabeln, die das Volk einlullen sollen, ist die Hauptursache des Krieges, wie aller andern sozialen Übel – Arbeitslosigkeit, hohe Lebenskosten. Faschismus, koloniale Unterdrückung – das Privateigentum an den Produktionsmitteln und der bürgerliche Staat, der darauf beruht.

So lange aber die Hauptproduktivkräfte der Gesellschaft im Besitz von Trusts, d. h. vereinzelten Kapitalistencliquen, sind, und so lange der nationale Staat ein gehorsames Werkzeug in den Händen dieser Cliquen bleibt, muss der Kampf um Märkte, um Rohstoffquellen, um die Weltherrschaft unvermeidlich einen immer verwüstenderen Charakter annehmen, Die Staatsmacht und die Herrschaft über die Wirtschaft kann diesen raubgierigen imperialistischen Cliquen nur von der revolutionären Arbeiterklasse aus den Händen gewunden werden.“[42]

David North erklärt in seinem Aufsatz, dass Trotzki versuchte, die Vierte Internationale auf eine längerfristige Perspektive auszurichten und die Kader auf eine ganz neue Phase der Krise des kapitalistischen Systems und der Weltrevolution vorzubereiten.

„Die kapitalistische Welt hat keinen Ausweg, wenn nicht ein verlängerter Todeskampf als solcher betrachtet werden soll. Man muss sich auf viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, von Krieg, Aufständen, kurzen Zwischenspielen des Waffenstillstandes, neuen Kriegen und neuen Aufständen gefasst machen“, betont das Manifest in einem Abschnitt mit der Überschrift „Das Problem der Führung“.

Eine junge revolutionäre Partei muss sich auf diese Perspektive gründen. Die Geschichte wird sie mit genügend Gelegenheiten und Möglichkeiten versorgen, sich zu erproben, Erfahrungen zu sammeln und zu reifen. Je schneller die Reihen der Vorhut sich verschmelzen, desto kürzer wird die Epoche der blutigen Krämpfe sein, desto weniger Zerstörung wird unser Planet erleiden. Aber die große historische Aufgabe wird jedenfalls nicht gelöst werden, ehe eine revolutionäre Partei an der Spitze des Proletariats steht. Die Frage der Tempi und Zwischenpausen ist von ungeheurer Bedeutung; aber sie ändert weder die allgemeine historische Perspektive noch die Richtung unserer Politik. Die Folgerung ist einfach: die Arbeit der Erziehung und Organisierung der proletarischen Vorhut muss mit verzehnfachter Energie fortgeführt werden. Gerade darin liegt die Aufgabe der Vierten Internationale.[43]

Die gesamte Geschichte des IKVI, die wir in dieser Schulung diskutieren, zeigt, dass die trotzkistische Bewegung dieser Aufgabe gerecht wurde. Unter den Bedingungen einer sich rasch entwickelnden neuen Periode des Krieges und der Revolution, die wir als fünfte Phase in der Geschichte der trotzkistischen Bewegung definiert haben, muss diese Arbeit der „Erziehung und Organisierung der proletarischen Vorhut“ noch einmal intensiviert werden. Wie Genosse North in seinen „Einleitenden Bemerkungen“ auf einer Mitgliederversammlung der SEP im Juni 2023 erklärte:

Wir sind entschlossen, unsere Partei in der jetzt entstehenden Periode der Massenkämpfe der Arbeiterklasse in die Lage zu versetzen, eine revolutionäre Antwort und ein revolutionäres Programm für die Arbeiterklasse zu liefern. Dazu müssen unsere Kader mit den historischen Erfahrungen, dem Kampf um grundlegende Fragen der Perspektive und des Programms vertraut sein. Mit anderen Worten, die Kader müssen verstehen, was unsere Bewegung von allen anderen politischen Tendenzen unterscheidet, warum nur unsere Bewegung und keine andere die historische Kontinuität des Kampfs für den Marxismus darstellt. Diese Kontinuität wird meines Erachtens durch den Titel des jüngsten Buchs veranschaulicht, das wir herausgegeben haben: „Leo Trotzki und der Kampf für den Sozialismus im 21. Jahrhundert“. Unsere besondere Auffassung des Trotzkismus besteht darin, dass die gesamte historische Erfahrung bewiesen hat, dass die künftige Entwicklung des Sozialismus als revolutionäre Massenbewegung auf dem politischen Vermächtnis von Leo Trotzki beruhen wird, so wie dieses Vermächtnis durch die Arbeit des Internationalen Komitees der Vierten Internationale in den letzten 60 Jahren entwickelt worden ist. Die gesamte historische Erfahrung der marxistischen Bewegung zeigt, dass dies die unverzichtbare Grundlage für echte revolutionäre Arbeit ist.[44]


[1]

Eric Hobsbawm, “Can We Write the History of the Russian Revolution?” in: On History, New York 1997, S. 242, aus dem Englischen

[2]

David North, „Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 20. Jahrhundert. Eine Antwort auf Eric Hobsbawm“, in: Die Russische Revolution und das unvollendete zwanzigste Jahrhundert, Essen 2015, S. 131, S. 121–122

[3]

Leo Trotzki, „Das Übergangsprogramm“, Essen 1997, S. 83

[4]

Eric Hobsbawm, “Can We Write the History of the Russian Revolution?” in: On History, New York 1997, S. 249,  247, aus dem Englischen

[5]

David North, „Nach dem Ende der UdSSR. Der Kampf für den Marxismus und die Aufgaben der Vierten Internationale“, Bericht an das 12. Plenum des IKVI, 11. März 1992. In: IKVI, Die Vierte Internationale und die Perspektive der Sozialistischen Weltrevolution, 1986–1995, Essen 2022, S. 511

[6]

Leo Trotzki, „Die Permanente Revolution. Ergebnisse und Perspektiven“, Essen 2016, S. 91, 92

[7]

David North, „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“, Kap. IV, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023, Hervorhebung im Original. URL: https://www.wsws.org/de/special/library/leo-trotzki-entwicklung-marxismus-tom-henehan/04.html. Hervorhebung im Original

[8]

Leon Trotsky, “Through What Stage Are We Passing?” aus dem Englischen, Rede vom 21. Juni 1924, publiziert zunächst in der Prawda und dann in der Broschüre Zapad I Vostok, URL: https://www.marxists.org/archive/trotsky/1924/06/stage.html

[9]

Leo Trotzki, „Die Lehren des Oktober“, in: Trotzki Schriften, Oktoberrevolution 1917, Dortmund 1978, S. 18. URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1924/lehren/einleit.htm

[10]

Leo Trotzki, „Mein Leben“, Dortmund 1990, S. 450, URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1929/leben/41-todlenins.htm

[11]

Leo Trotzki, „Die chinesische Revolution und die Thesen des Genossen Stalin“, 17. Mai 1927, URL: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/china/leo-trotzki-die-chinesische-revolution-und-die-thesen-des-genossen-stalin

[12]

Leo Trotzki, „Die Dritte Internationale nach Lenin“, Essen 1993, S. 25, URL: https://www.marxists.org/archive/trotsky/1928/3rd/ti01.htm

[13]

Leo Trotzki, „Die deutsche Katastrophe“, in: Schriften über Deutschland II, Frankfurt/Main 1971, S. 548–549, URL: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1933/leo-trotzki-die-deutsche-katastrophe

[14]

David North, „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023, URL: https://www.wsws.org/de/special/library/leo-trotzki-entwicklung-marxismus-tom-henehan/02.html

[15]

Leo Trotzki, Man muss von Neuem kommunistische Parteien und eine Internationale aufbauen“, in: Porträt des Nationalsozialismus, Essen 1999, S. 311–312, URL: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1933/leo-trotzki-man-muss-von-neuem-kommunistische-parteien-und-eine-internationale-aufbauen

[16]

Leo Trotzki, „Was nun?“, in: Porträt des Nationalsozialismus, Essen 2023, S. 117, URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1932/wasnun/kap02.htm

[17]

Leo Trotzki, „Porträt des Nationalsozialismus?“, in: Porträt des Nationalsozialismus, Essen 2023, S. 351, URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1933/06/natsoz.htm

[18]

Leo Trotzki, „Die Spanische Lehre: eine letzte Warnung«, in: Revolution und Konterrevolution in Spanien, Essen 2020, S. 15 –16

[19]

Leo Trotzki: „Der Zentrismus und die Vierte Internationale“, in: Porträt des Nationalsozialismus, Essen 2023, S. 384–385, URL: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1934/leo-trotzki-der-zentrismus-und-die-vierte-internationale

[20]

Leo Trotzki: „Der Zentrismus und die Vierte Internationale“, in: Porträt des Nationalsozialismus, Essen 2023, S. 384–385, URL: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1934/leo-trotzki-der-zentrismus-und-die-vierte-internationale

[21]

Leo Trotzki, „Die Spanische Lehre – eine letzte Warnung“, in Revolution und Konterrevolution in Spanien, Essen 2020, S. 36–37

[22]

Leo Trotzki, „Noch einmal: Wohin geht Frankreich?“, in: Wohin geht Frankreich?, Essen 2023, S. 62, Hervorhebungen im Original. URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1935/wohinfr2/einleit.htm

[23]

Ebd., S. 51

[24]

Ebd., S. 65

[25]

Ebd.

[27]

Ebd.

[28]

Leo Trotzki, „Verratene Revolution“, Essen 1997, S. 276, URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1936/verrev/kap09.htm#s3

[29]

David North, „Trotzkismus versus Stalinismus“, 23. August 1987, aus dem Englischen, URL: https://www.wsws.org/en/special/library/trotskyism-versus-stalinism/speech.html

[30]

David North, „Leo Trotzki und die Entwicklung des Marxismus“, Kap. III, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023, URL: https://www.wsws.org/de/special/library/leo-trotzki-entwicklung-marxismus-tom-henehan/03.html

[31]

Leo Trotzki, „Tagebuch im Exil 1935“, Köln 1979, S. 73–74

[32]

Leo Trotzki, „Das Übergangsprogramm“, Essen 1997, S. 83

[33]

David North, „75 Jahre Vierte Internationale 1938–2013“, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023

[34]

Leo Trotzki, „Das Übergangsprogramm“, Essen 1997, S. 83 Ebd., S. 83–84

[36]

Ebd., S. 131–132

[37]

Socialist Equality Party (USA), „Die Gründung der Vierten Internationale“, in: Die historischen und internationalen Grundlagen der Socialist Equality Party, auf: World Socialist Web Site, URL: https://www.wsws.org/en/special/library/german-foundations-us/17.html

[38]

Leo Trotzki, „Das Übergangsprogramm“, Essen 1997, S. 139–140

[39]

David North, „Trotzkis letztes Jahr“, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023. URL: https://www.wsws.org/de/articles/2020/08/24/trot-a24.html

[40]

Leo Trotzki, „Klasse, Partei und Führung“, 1940. URL: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/trotzki/1940/xx/klasse.html

[41]

David North, „Trotzkis letztes Jahr“, in: Leo Trotzki und der Kampf für Sozialismus im 21. Jahrhundert, Essen 2023, URL: https://www.wsws.org/de/articles/2020/08/24/trot-a24.html

[42]

Leo Trotzki, Manifest der Vierten Internationale zum imperialistischen Krieg“, in: Das Übergangsprogramm, Essen 1997, S. 213–214

[43]

Ebd., S. 254

[44]

David North, Einleitende Bemerkungen zur Mitgliederversammlung am 23. Juni 2023“, In: Internes Bulletin der Socialist Equality Party, Juni 2023

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