Katastrophale Überschwemmungen in Slowenien und Österreich

In Slowenien und im Süden Österreichs hält der Notstand nach den schweren Überschwemmungen der vergangenen Tage weiter an. Nach massiven Regenfällen und Überflutungen drohen nun flächendeckende Erdrutsche. Die Lage bleibt extrem angespannt.

Hochwasser im slowenischen Črna na Koroškem [AP Photo/Uncredited]

In Slowenien fielen bislang sechs Menschen den Fluten zum Opfer. In der Hauptstadt Ljubljana fand ein Mann im Fluss Save den Tod. Zuvor waren drei Menschen ums Leben gekommen. Zwei der Todesopfer sind niederländische Bergsteiger, die vermutlich tödliche Blitzschläge beim Wandern erlitten. Zuvor galten weitere niederländische Urlauber als vermisst, diese wurden aber unversehrt aufgefunden. In Österreich wurde am Sonntag in Kärnten ein Mann tot aus der Glan geborgen.

Slowenien ist besonders stark betroffen. Ministerpräsident Robert Golob erklärte, das kleine Land zwischen Alpen und Adria habe „die wahrscheinlich größten Schäden durch eine Naturkatastrophe in der Geschichte des unabhängigen Sloweniens“ erlitten. Der Gesamtschaden werde voraussichtlich 500 Millionen Euro übersteigen. Slowenien hat die EU und die NATO um technische Hilfsgüter zur Beseitigung der Schäden gebeten.

Das Ausmaß der Überflutungen ist immens. Rund zwei Drittel des Landes sind von den Überschwemmungen betroffen, nachdem es in der letzten Woche zu 36 Stunden Starkregen gekommen war. Zahlreiche Dörfer waren seit Freitag von der Außenwelt abgeschnitten und sind teilweise noch immer nicht oder nur mit Spezialfahrzeugen erreichbar. Noch immer müssen Ortschaften mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgt werden, weil die Infrastruktur zusammengebrochen ist.

Der Katastrophenschutz meldete innerhalb von 36 Stunden landesweit mehr als 3700 Einsätze. Unter anderem wurden Menschen gerettet, die sich auf Bäumen oder Hausdächern in Sicherheit gebracht hatten.

Am Samstag brach im Osten des Landes ein Damm an der Mur. Daraufhin wurden mehr als 500 Menschen aus dem Dorf Dolnja Bistrica evakuiert. Auch in anderen Landesteilen mussten Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. Dies war teilweise nur aus der Luft möglich, nachdem Eisenbahnschienen und Autobahnen überflutet waren.

Ebenfalls stark betroffen war die Gegend um Ljubljana. In Skofja Loka, 20 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, wurden Gebäude überflutet und Straßen standen meterhoch unter Wasser. In der Region Gorenjska, an der Grenze zu Österreich, kam es ebenfalls zu Straßensperrungen aufgrund von Überflutungen.

Die Stadt Črna na Koroškem ist einer der am schlimmsten betroffenen Orte. Innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Katastrophe starben dort drei Menschen.

Nachdem sich die Lage infolge nachlassender Niederschläge am Sonntag etwas stabilisiert hat, drohen nun massive Erdrutsche in beiden Ländern.

In den Kärntner Gemeinden Brückl und Keutschach wurden wegen drohender Schlammlawinen am Wochenende dutzende Häuser evakuiert. Auch hier waren mehrere Dörfer völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Allein bis Montagmittag wurden den Behörden 400 Erdrutsche in Kärnten und der Steiermark gemeldet.

Selbst das benachbarte Kroatien war von den Überflutungen betroffen. Die aus Slowenien kommenden Flüssen Save, Drau und Mur brachten auch im Nachbarland Rekordwasserstände.

In Rugvica, in Botovo an der Drau und Mursko Sredisce und Gorican an der Mur galt der Ausnahmezustand. Nur durch die Errichtung von Dämmen aus Sandsäcken konnten größere Schäden an Wohngebäuden verhindert werden.

Seither überschlagen sich Politiker auf österreichischer und slowenischer Seite mit Versprechen, den Betroffenen der Flutkatastrophe „schnelle und unbürokratische Hilfe“ zukommen zu lassen und bei der Instandsetzung der Schäden zu helfen. Doch das kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass sämtliche Politiker, egal welcher Couleur, sich als vollkommen unfähig und unwillig erwiesen haben, die notwendigen Maßnahmen gegen eine vorhersehbare Katastrophe rechtzeitig zu treffen.

In den letzten 30 Jahren war es in Österreich, vor allem im Grenzgebiet zu Slowenien, immer wieder zu massiven Hochwassern gekommen.

1991 ereignete sich das schwerste Hochwasser seit den 50er Jahren. Die Flüsse Salzach, Inn und Enns traten über die Ufer. Innerhalb von sechs Tagen starben sechs Menschen durch die Fluten, auf rund 6.000 Hektar Ackerland wurde die Ernte vernichtet. Über 50 Prozent des Wildbestandes in den betroffenen Gebieten wurde zerstört.

Nur drei Jahre später kam es im Osten Österreichs zu massiven Regenfällen. Ein Mann kam dabei ums Leben. Im August 2002 sorgte das sogenannte Jahrhunderthochwasser für Schäden in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro. Neun Menschen starben.

Zwischen 2004 und 2007 kam es fast jährlich zu Hochwasser-Ereignissen. 2012 ereigneten sich in der Steiermark, die heute erneut betroffen ist, nach einem Hochwasser heftige Erdrutsche, bei denen ein Mensch ums Leben kam. Ein Jahr später folgte ein weiteres starkes Hochwasser, das Schäden in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro verursachte.

Zuletzt waren in Kärnten 2018 zahlreiche Gemeinden durch Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten. Trotz dieser massiven Häufung von Starkregen, Hochwasser und Erdrutschen wurden keine nennenswerten Schutzmaßnahmen ergriffen.

Die Hochwasserkatastrophe in Slowenien und Österreich ist dabei nur eine von zahlreichen Naturkatastrophen in Europa in den letzten Jahren. Sie zeigt welche massiven Auswirkungen Erderwärmung und Klimawandel haben.

Vor zwei Jahren kamen bei Überschwemmungen in ganz Europa mindestens 243 Menschen ums Leben, die Mehrheit davon in Deutschland und Belgien. Es entstanden Sachschäden in zweistelliger Milliardenhöhe, und 200.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom.

Im vergangenen Monat ächzten weite Teile Europas unter einer Hitzewelle, bei der in mehreren Ländern Rekordtemperaturen erreicht wurden. In weiten Teilen Süd- und Westeuropas wurden Höchstwerte von bis zu 47 Grad gemessen. Tausende Menschen starben, und es kam vielerorts zu verheerenden Waldbränden.

Infolge des Klimawandels treten extreme Wetterphänomene häufiger auf und fallen immer heftiger aus. Dabei ist der Klimawandel letztlich menschengemacht und einem Wirtschaftssystem geschuldet, das Profitstreben über Menschenleben stellt. Nur durch eine revolutionäre Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse lässt sich eine weitere Verschärfung der Klimakatastrophe stoppen.

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